Auszeit im Pariser Jardin du Luxembourg

Von Silke 22. Februar 2017 2 Comments 3 Min. Lesezeit
Jardin du LuxembourgJardin du Luxembourg

Natürlich muss man den Eiffelturm ansehen, wenn man in Paris ist. Die bunten Fenster der Kirche Notre Dame bewundern und die Champs-Elysées entlangflanieren. Aber manchmal ist das Wetter einfach viel zu schön und man selbst zu faul, um durch die Stadt zu spazieren. Der Eiffelturm läuft ja nicht weg, und die Fenster von Notre Dame sind morgen immer noch genauso schön. Heute geht es mal zu einem anderen, stilleren Ziel: dem Jardin du Luxembourg.

Jardin du Luxembourg: Entspannen unter Bäumen

An Tagen, an denen man die Großstadt mal für ein paar Stunden hinter sich lassen will, ist dieser Park genau das richtige Ziel. Weil die Bäume so dicht belaubt sind, dass man unter ihnen auch in der allergrößten Hitze Schatten findet. Weil man sich in einen der überall herumstehenden Metallstühle fläzen und ein Buch lesen kann. Und weil es so schön ist in dem 26 Hektar großen Park im Stadtteil Quartier Latin, zu dem noch der Palais du Luxembourg und das gleichnamige Museum gehören. Schon der Herzog François de Piney-Luxembourg, dessen Landhaus einst auf dem Gelände gestanden hatte, wusste diese Schönheit zu schätzen – er ist Namenspate des Parks.

Wo ältere Herren Kugeln werfen

Obwohl der Jardin du Luxembourg mitten in Paris liegt, ist es still hier. Die Pariser Autos sind nur gedämpft zu hören. Und manchmal durchbricht ein „klonk“ die Ruhe, gefolgt von einem Aufruf zwischen Jubel und Verzweiflung. Wer dem Geräusch folgt, der steht bald vor einem Trupp älterer Herren, die sich ihrem Lieblingshobby Boule hingeben. Mit einer lässigen Handbewegung hebeln sie – allesamt Experten auf dem Gebiet – die Kugeln durch die Luft in den Sand, möglichst dicht an eine kleinere Kugel heran. „Klonk“ macht es immer dann, wenn sich zwei Kugeln treffen – und danach beginnt eine erregte Diskussion im  Maschinengewehrtempo.

Verlängertes Wohnzimmer der Pariser

Der Park ist schon immer das verlängerte Wohnzimmer der Pariser. Im Jahre 1612 gab Maria von Medici seine Gestaltung in Auftrag. Er sollte rund um ihr Landschloss entstehen, den heutigen Palais du Luxembourg, der teilweise nach den Plänen für den Palazzo Pitti in Florenz erbaut wurde. Die Landschaftsarchitekten schufen eine  Grünanlage mit Teich, Blumenbeeten, Waldflächen und Statuen. Eine, die offen sein sollte für alle Menschen in Paris – und dieses Angebot wird noch heute intensiv genutzt.

Chopin und Beethoven aus Stein

Wer durch den Park spaziert, der kann sich die unzähligen Kunstwerke ansehen, die hier stehen. Die Sockel der Bildnisse von Flaubert und Stendhal, Chopin oder Beethoven müssen allerdings häufig als Sitzgelegenheiten herhalten. Die steinernen Herren stört das nicht. Sie scheinen die gelassene Atmosphäre zu genießen.

Von der Muse geküsst

Immer wieder ließen sich Literaten im Jardin du Luxembourg von der Muse küssen. Einer davon war Rainer Maria Rilke, der hier ein kleines Karussell entdeckte und ein berühmtes Gedicht („Das Karussell“) daraus machte. Heute sieht man hier Menschen, die konzentriert auf der Tastatur ihres Laptops herumtippen. Was sie tun, verraten sie nicht, aber der Park ist zu romantisch, um zu vermuten, dass sie die Börsenkurse studieren.

Joggingstrecke für Großstädter

Während sich die Boule-Herren den Kugeln widmen, nutzen viele Pariser die Mittagspause, um durch den Park zu joggen. Manchmal sind ganze Horden unterwegs, die mit leichtem Schritt eine kleine Auszeit von der Stadt nehmen. Andere bevorzugen es ohne Schweiß. Warum, so scheinen sie zu denken, sollte man sich anstrengen, wenn man doch so schön auf der Wiese liegen und in die Wolken gucken kann?

Schiffchen zum Ausleihen

Der Jardin du Luxembourg wirkt wie ein Dämpfer auf Eilige. Und die Ruhe scheint tatsächlich anzustecken. Männer im dunklen Anzug ziehen Schuhe und Socken aus und hängen ihre Füße für ein Weilchen ins Wasserbecken, auf dem Mini-Segelboote ihre Runden drehen. Die Schiffchen kann man hier ausleihen – und wer glaubt, dass das nur Zehnjährige tun, der hat die Rechnung ohne die Vierzigjährigen gemacht, die mit Inbrunst mit ihrem Boot beschäftigt sind.

Die Großstadt ist weit weg

Ziele wie Eiffelturm, Notre Dame und Champs-Elysees können einen Tag warten – sie sind morgen ja auch noch da. Die Großstadt jedenfalls scheint weit weg in diesem Park. Und man vermisst sie auch nicht. Und das ist es wohl, was den Jardin du Luxembourg so besonders macht.

Jardin du Luxembourg: Infos

  • Adresse: 6e Arrondissement, zwischen Rue de Vaugirard, Rue de Medicis, Boulevard Saint-Michel, Rue Auguste Comte und Rue Guynemer, 75006 Paris
  • Anfahrt: RER B bis Station Luxembourg

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2 Comments

  1. Bautrockner sagt:

    Dein Blogbeitrag „MY LITTLE LUXURY“ ist wirklich inspirierend! Du fängst die wahre Essenz von Luxus ein, die weit über materielle Dinge hinausgeht. Mich interessiert, was für dich der bisher schönste Moment war, der dich an das wahre Glück erinnert hat?

  2. Bautrockner sagt:

    Was für ein schöner Gedanke über Luxus und die Definition davon! Es ist erfrischend zu lesen, wie Luxus für dich auch in den kleinen, bedeutenden Momenten des Lebens zu finden ist. Ich frage mich, welche Designer du am meisten schätzt, und ob du eine besondere Geschichte mit einer deiner Reisen hast, die dich geprägt hat. Deine Perspektive ist wirklich inspirierend!

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