Tim Raue steht seit einigen Tagen auf der Liste der 50 besten Restaurants der Welt. Und damit ist er einer von nur zwei deutschen Küchenchefs, die das geschafft haben. Grund genug für einen Besuch in seinem Spitzenrestaurant in Berlin-Kreuzberg.
Tim Raue: Platz 34 auf der Liste der weltbesten Restaurants
Vorab aber ein paar Infos zur Restaurant-Liste: Tim Raue belegt Platz 34, gefolgt von Joachim Wissler (Restaurant Vendôme in Bergisch Gladbach). Die Liste wird von 1000 Experten aus der internationalen Gastronomie zusammengestellt. Sieger 2016 ist die Osteria Francescana in Modena (Italien).
Gegossener Asphalt und eigenwillige Kunst
Nun aber zurück zu Tim Raue. Das Restaurant, das den Namen seines Chefs trägt, versteckt sich in einer Gegend, in der man nicht unbedingt ein Spitzenrestaurant erwartet: dicht am Checkpoint Charlie. Von außen könnte man das Lokal leicht übersehen. Innen aber wurde nichts dem Zufall überlassen. Der Blick fällt auf gegossenen Asphalt, amerikanisches Nussbaum-Holz und Fürstenberg-Porzellan, auf eigenwillige Kunstwerke an den Wänden und auf eine Gruppe leerer Vogelkäfige.
Zwei-Sterne-Küche in minimalistischer Atmosphäre
Tim Raue setzt auf Minimalismus und auf eine Verbindung aus Vergangenheit und Gegenwart. Was irgendwie passt, denn der Küchenchef, der für seine Künste mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde, hat eine schwierige Kindheit hinter sich. Eine Jugend, die mit mit Kreuzberger Jugendgangs zu tun hat und leicht im Gefängnis hätte enden können. Tim Raue aber fand Rettung im Kochen.
Das Restaurant wurde 2010 eröffnet
Nach Stationen im Restaurant 44 im Swissôtel und dem „Ma Tim Raue“ im Hotel Adlon eröffnete Tim Raue im Herbst 2010 mit seiner Geschäftspartnerin zusammen das Restaurant, das seinen Namen trägt. Kaum zwei Jahre später hatte er sich zwei Michelin-Sterne erkocht. Inzwischen gibt es auch noch das Restaurant „Sra Bua by Tim Raue“ (wieder im Hotel Adlon), das „La Soupe Populaire“ an der Prenzlauer Allee und die „Brasserie Colette“ nahe des Kurfürstendamms.
Einrichtung mit viel Liebe zum Detail
Sein Meisterstück aber bleibt sein Kreuzberger Restaurant, das er mit viel Sinn für Details eingerichtet hat – von blauen Eames Chairs bis zu den kleinen Tischen, die mit weißen Leinenläufern gedeckt sind. Das Gemälde des Künstlers Harald Hermann an einer Wand, das ein Gebirge von Müllsäcken zeigt, ist ein bewusster Stilbruch, der immer wieder auf Verwirrung stößt.
Blickfang des Lokals ist „The KRUG Table“, ein mächtiger Tisch aus Eichenholz, an dem zehn Gäste Platz finden und einen freien Blick in die Küche haben. Hier werden individuell kreierte Menüs inklusive Krug-Champagner serviert. Eine Etage tiefer lockt das Basement, dessen Decke mit 300 Glühlampen illuminiert wird – in dem Raum, der an die Skyline Hongkongs erinnern soll, finden „Private Dining“-Veranstaltungen für Gruppen statt.
Asiatisch inspirierte Küche
Die meisten Gäste aber zieht es an die kleineren Tische im Restaurant, und der erste Blick fällt auf die Speisekarte. Tim Raues Küche ist asiatisch inspiriert, und er verzichtet auf Brot, Nudeln, Reis, Milchprodukte, weißen Zucker und Gluten.
Mittagskarte mit drei Gängen
Gäste, die mittags kommen, können sich ihr Drei-Gänge-Menü aus sechs Vorspeisen, sechs Hauptgerichten und drei Desserts zusammenstellen. Dazu gehören zum Beispiel Weißer Spargel, Waldmeister und Jalapeno (Vorspeise), Zander mit zehn Jahre alter Kamebishi-Soja-Sauce, Lauch und Ingwer (Hauptgang) und Erdbeeren mit Thai-Basilikum und Rhabarber. Drei Gänge kosten 48 Euro, man kann aber auch vier bis sechs Gänge bestellen.
Menüs mit Klassikern und auch ohne Fleisch
Wer mag, ordert à la carte oder das Signatur-Menü mit Tim Raues Klassikern (4 Gänge 128, 6 Gänge 168 Euro) – dieses Menü kann man auch abends bestellen. Auch ein vegetarisches Menü gehört zum Angebot. Eine Besonderheit ist das „Menü 8“ mit acht Gängen von Imperial Kaviar mit Sprotte und Yuzu bis zur Dim-Sum-Ente mit schwarzem Trüffel und Haselnuss (198 Euro).
Eindrucksvolle Weinkarte
Eine Weinkarte mit 1200 Positionen rundet die Menüs ab. Champagner findet sich ebenso darauf wie rote und weiße Weine aus vielen deutschen Anbaugebieten, Frankreich, Österreich, Spanien, Italien, Südafrika, Neuseeland, Australien und Kalifornien, außerdem Sake und andere hochprozentige Getränke aus Asien.
Ein Kolibri dient dem Restaurant Tim Raue als Logo, er ist das Symbol für Kreativität, Einzigartigkeit und Freiheit. Die Vogelkäfige im Lokal sind aber leer – Kreativität und Freiheit lassen sich nicht einfangen….
Restaurant Tim Raue – Infos
- Adresse: Rudi-Dutschke-Str. 26, 10969 Berlin (Eingang im Hof)
- Anfahrt: U6 bis Kochstraße, Bus M29 bis Kochstraße/Checkpoint Charlie
- Telefon: 030/259 379 30
- Öffnungszeiten Küche: Mittagessen: Mi-Sa, 12-13 Uhr, Abendessen: Di-Sa, 19-21 Uhr
- Restaurant Tim Raue im Internet: www.tim-raue.com
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