Schloss Chenonceau ist am schönsten, wenn es windstill ist. Weil dann das Wasser des Flusses Cher, auf dem das Schloss steht, zum Spiegel wird. Und die fünf Bögen, die den Fluss überbrücken, bilden dunkle Kreise – ein zauberhafter Anblick. Aber es gibt noch viel mehr Gründe, das Schloss an der Loire zu besuchen (leider erst, wenn die Corona-Krise vorbei ist).
Chenonceau ist eine Legende
Das Bauwerk ist eines der berühmtesten der Region. Und eines der originellsten. Es ist ein Wasserschloss, wie man es sich im Märchen vorstellen würde. Wer es zum ersten Mal sieht, der weiß, warum Chenonceau nach Versailles das meistbesuchte Schloss Frankreichs ist. Dass die sogenannte Galerie, zu der die fünf Bögen gehören, erst später dazukam, kann man sich beim besten Willen nicht vorstellen.
Das Schloss wurde von Frauen gestaltet
1513 wurde Chenonceau im Auftrag von Thomas Bohier und seiner Frau Katharina Briconnet erbaut. Sie war es, die sich hauptsächlich um die Gestaltung kümmerte. Kein Wunder, dass die Anlage etwas Weibliches ausstrahlt. Auch das ist nicht erstaunlich, denn nach Katharina Briconnet wohnten unter anderen Diane de Poitiers, Mätresse von Heinrich II., und Katharina de Medici im Schloss. Und beide legten kräftig Hand an die (Um-)Gestaltung.
Die Galerie wurde später angebaut
Katharina de Medici zum Beispiel ließ die Galerie anbauen. Zu den späteren Bewohnerinnen gehörte Louise Dupin, die das Schloss zum Salon gestaltete und berühmte Gäste wie Voltaire und Montesquieu hatte. Als Erzieher für ihren Sohn stellte sie einen Mann an, der später sehr berühmt wurde: der Philosoph und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau.
Vollkommene Harmonie
Viele Frauen haben bei der Gestaltung von Chenonceau mitgewirkt. Jede brachte ihre eigenen Ideen ein. Trotzdem verströmt das Bauwerk eine so vollkommene Harmonie, als hätte es eine einzelne Person erschaffen. Da gibt es Räume, in denen Gemälde von Rubens, Tintoretto, Correggio, van Dyck und anderen und großformatige Wandteppiche aus dem 15. bis 17. Jahrhundert hängen. Andere sind komplett möbliert.
Ein Himmelbett mit Schnörkeln
So steht in La Chambre des cinq Reines, dem Saal der fünf Königinnen, ein prächtiges Bett. Nebenan, im Schlafgemach von Katharina de Medici, hängen Gemälde und Wandteppiche. Und das Holz des Himmelbetts ist mit prachtvollen Schnörkeln versehen. Noch einrucksvoller ist das Gemach von César de Vendôme (Sohn von Heinrich IV), in dem auch noch einige thronartige Sessel stehen.
Schlossküche und Speisesaal
Im Erdgeschoss kann man einige elegante Salons mit Gemälden und Möbeln besichtigen. Eine Etage ist die Küche untergebracht. An den Wänden hängen messingfarbene Pfannen und Töpfe, andere stehen aufgereiht auf Holzregalen. Auch der Speisesaal mit gewölbter Decke ist zugänglich.
Galerie der Katharina von Medici
Unbedingt besichtigen sollte man Katharina de Medicis Galerie. Sie ist 60 Meter lang und sechs Meter breit, und man kann aus 18 Fenstern den Blick übers Land genießen. Die Böden bestehen aus einem Mosaik aus Sandstein und Schiefer und die Decke wurde mit Holz gestaltet. Die Galerie wurde als Ballsaal genutzt und 1577 mit einem Fest eröffnet.
Spaziergang durch die Parks
Zu Schloss Chenonceau gehört auch noch der ehemalige Bergfried. Er ist ein Überbleibsel des Vorgängerbaus und wird Tour des Marques (Turm der Marques) genannt. Ebenfalls sehenswert: der einstige Wirtschaftstrakt, der Gutshof und natürlich die Parks. Sie sind 80 Hektar groß. Kein Wunder, dass auch eine Gärtnerei zum Schloss gehört.
Damen schufen die Gärten
Auch um die Gestaltung der Parks haben die verschiedenen Schlossherrinnen maßgeblich mitgewirkt. So gibt es den Garten von Diane de Poitiers, eine riesige Terrasse, die über eine Steinbrücke erreichbar ist. Mittelpunkt ist eine sechs Meter hohe Wasserfontäne, auf die sternförmig Wege zuführen. Der Garten Katharinas de Medici ist kleiner, hat statt einer Fontäne in der Mitte ein Wasserbecken und unterschiedlich große Gartenbereiche.
Hinzu kommen ein 70 Hektar großer Wald, ein Irrgarten, der aus 2000 Eiben besteht, und ein Grüner Garten mit Rasen, Bäumen und Skulpturen.
Begegnung mit den einstigen Bewohnerinnen
Es lohnt sich, Chenonceau zum Beispiel während einer Tour auf dem Loire-Radweg zu besuchen. Allerdings sollte man sich Zeit lassen. Interessant ist auch das Wachsfigurenkabinett „Galeries des Dames“, in dem man den einstigen Bewohnerinnen begegnen kann. Anschließend kann man im Restaurant L’Orangérie oder im Salon de Thé einkehren (Mitte März bis Mitte November, 15-17 Uhr geöffnet).
Es gibt aber auch einen Weinkeller aus dem 16. Jahrhundert, Imbiss-Stände sowie Picknick-Flächen mit und ohne Dach für stilvolle Selbstversorger. Und wer sich so richtig in das Schloss Chenonceau verliebt hat, kann in der hauseigenen Boutique Schmuck, Bücher und anderes kaufen.
Chenonceau – Tipps für Besucher
- Adresse: Chateau de Chenonceau, 37150 Chenonceau
- Anfahrt: A 10 bis Ausfahrt Blois oder Amboise
- Öffnungszeiten: 1. bis 5. Januar, 9.30 bis 17 Uhr; 6. Januar bis 3. April sowie 2. November bis 18. Dezember, 9.30 bis 16.30 Uhr; 4. April bis 29. Mai sowie 28. September bis 1. November, 9 bis 17.30 Uhr; 30. Mai bis 3. Juli, 9 bis 18 Uhr; 4. Juli bis 21. August, 9 bis 19 Uhr; 22. August bis 27. September, 9 bis 18.30 Uhr, 19. bis 31. Dezember, 9.30 bis 17.30 Uhr
- Eintritt: 15 Euro (inkl. Broschüre, Gärten, Galerien); mit Audioführung: 19 Euro
- Chenonceau im Internet: www.chenonceau.com
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