Es ist unmöglich, sich nicht in die Stadt Venedig zu verlieben. Und wer zum ersten Mal dort ist, weiß schnell, woran das liegt. Es ist diese Atmosphäre, die man schwer beschreiben, aber sofort spüren kann. “La Serenissima” hat Straßen aus Wasser, aber keine Autos. Unzählige Brücken in allen denkbaren Formen. Und Gebäude, die Geschichten erzählen.
Venedigs alte Zeiten
Dass Venedig einst Republik und eine wichtige Wirtschaftsmacht war, in der mit Gewürzen und Luxuswaren gehandelt wurde, ist heute ein bisschen in Vergessenheit geraten. Denn der Luxus ist verblasst. Was den Reiz der Lagunenstadt allerdings eher steigert. Kein Wunder, dass die Venezianer ihre Stadt auch Serenissima – “Durchlauchtigste” – nennen. Seit 1987 ist Venedig Teil des Unesco-Weltkulturerbes, und die Stadt tut einiges, um die historischen Bauten zu erhalten.
Eine Lagune mit 50 Inseln
Die Lagune von Venedig ist 550 Quadratkilometer groß und hat etwa 50 Inseln. Das historische Stadtzentrum misst etwa sieben Quadratkilometer. Es besteht aus den Stadtteilen San Polo, Santa Croce, Dorsoduro (mit den Inseln Giudecca, Sacca Fisola und Sacca San Biagio), San Marco (mit der Insel Dan Giorgio Maggiore), Cannaregio und Castello inklusive der Friedhofsinsel San Michele.
Canal Grande und Rialtobrücke
„Stadt“ ist eigentlich ein falscher Begriff, wenn man von Venedig spricht. Es ist vielmehr ein Verbund der schon erwähnten Inseln mit dazwischenliegenden Kanälen. Der bekannteste (und breiteste) ist der Canal Grande mit der Rialtobrücke und mit den zahllosen Palazzi oder luxuriösen Häusern.
Prachtvoll: der Markusdom
Der wohl berühmteste Ort Venedigs ist der Markusplatz (Piazza San Marco). Er ist 175 Meter lang und 80 Meter breit und bietet eine gute Sicht auf die grandiosen Bauwerke, die ihn säumen. Der prächtigste ist der Markusdom (Basilica di San Marco), der bis 1797 zentrales Staatsheiligtum der Republik Venedig war. Das Gotteshaus ist atemberaubend: Die Fassade ist über und über mit Marmor, antiken Säulen, Skulpturen und Mosaiken geschmückt. Immer wieder sieht man Menschen, die mit offenem Mund auf das Bauwerk starren.
Blick auf den Dogenpalast
Wer vom Meer aus auf den Markusplatz guckt, sieht neben dem Markusturm den prachtvollen weißen Dogenpalast, in dem teilweise noch Behörden und Ämter der Republik Venedig sitzen. Das gotische Bauwerk mit seinen verzierten Säulen ist ein wahrer Blickfang. Auch die Zecca, in der seit dem 16. Jahrhundert Münzen geprägt wurden, gehört zu den Sehenswürdigkeiten des Platzes. Wer Venedig besucht, kann über den Lido spazieren, den berühmten Strand von Venedig, der in Thomas Manns „Tod in Venedig“ Erwähnung fand.
Brücken über 173 Kanäle
Ansehen sollte man auch die Kirche Santa Maria della Salute. Und, natürlich: Brücken. Sie spannen sich über die geschätzten 175 Kanäle der Stadt. Mehr als 400 gibt es in Venedig, große und kleine, unbekannte und berühmte.
Die Rialtobrücke über den Canal Grande ist die bekannteste und mit ihren vielen verzierten Bögen auch eine der schönsten. Und es gibt die Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri), die ihren Namen der Tatsache verdankt, dass sie zwischen dem Dogenpalast und einem Gefängnis liegt – vielen Menschen entrang sich ein Seufzer, wenn sie an die vor ihnen liegende Zeit im Gefängnis dachten.
Eine Stadt auf Holzpfählen
Die Häuser von Venedig ruhen auf Millionen von Holzpfählen. Es gibt eindrucksvolle Palazzi und leicht ramponierte Bauwerke – viele von ihnen haben reizvolle Details. Wer Venedig besucht, der sollte unbedingt auch mal über einige der Brücken spazieren und sich die Häuser anschauen.
Besuch in Murano
Und er sollte mit der Gondel (samt singendem Gondolière, wenn man Glück hat) durch die Kanäle gleiten. Allerdings sollte man sich nicht nur auf die Sehenswürdigkeiten im Zentrum Venedigs beschränken. Denn auch etwas außerhalb gibt es viel zu sehen. Die Insel Murano etwa, die als Glasbläserinsel bekannt ist: Hier werden seit Jahrhunderten Glaskunstwerke hergestellt. Das älteste Papier, das die Kunst erwähnt, stammt aus dem Jahr 982.
Angst vor Feuer hatte einst dazu geführt, dass die venezianischen Glaskünstler auf die Insel verlagert wurden. Sie nahmen das Geheimnis der Herstellung mit. Wer es verriet, dem drohte die Todesstrafe. Heute informiert das Museo del Vetro im Palazzo Giustinian über die Geschichte des Murano-Glases.
Wo Commissario Brunetti ermittelt
Spannend ist auch eine Fahrt mit dem Vaporetto, einem Wassertaxi. Und wenn ein Boot der Lagunenpolizei vorbeituckert, fühlt man sich wie bei „Commissario Brunetti“, der überall in der Stadt unterwegs ist. Aber man sollte sich auch Zeit nehmen für einen Spaziergang. Die besten Zeiten dafür sind Frühling und Herbst, dann ist das Wetter in Venedig am angenehmsten – im Sommer wird es teilweise unerträglich heiß.
Serenissima ist die Heimat der Filmfestspiele
Das hält allerdings niemanden davon ab, Ende August/Anfang September zu den legendären Filmfestspielen nach Venedig zu kommen. Und die alljährliche Biennale lockt alljährlich zwischen Juni und November Kunstinteressierte aus aller Welt an. Nicht zu vergessen natürlich der wunderbar mysthische venezianische Karneval im Februar jeden Jahres.
Venedig und die Menschenmassen
Aber die Liebe der Menschen für Venedig hat auch ihre Schattenseiten. Gewaltige Kreuzfahrtschiffe, die an den historischen Bauwerken vorbeiziehen, sorgen für Ärger bei den Venezianern, denn die Bausubstanz wird in Mitleidenschaft gezogen. Und die Menschenmassen, die sich durch die Stadt zwängen, machen die Einheimischen auch nicht glücklich, denn die Folge des Andrangs sind Menschenschlangen und Preissteigerungen. Auch deshalb ist es klug, Venedig in der Nebensaison zu besuchen. Nur dann zeigt die Stadt ihren ganz besonderen Zauber.
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