Legenden sind nicht immer auffällig, sie können auch ziemlich unscheinbar sein. Für das Café de Flore in Paris jedenfalls gilt das auf alle Fälle. Auf den ersten Blick ist es nur ein Eckcafé mit weiß-grüner Markise, unter der Stühle und Tische stehen. Aber dahinter steckt viel mehr. Denn unter dieser Markise haben schon die berühmtesten Menschen ihren petit café getrunken. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir waren Stammgäste im Café de Flore und mit ihnen die gesamte Pariser Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Dichter und Schriftsteller waren dabei, Bildhauer wie Alberto Giacometti, Maler wie Pablo Picasso. Und heute kann es passieren, dass Johnny Depp am Nebentisch sitzt.
Wie das Café de Flore zu seinem Namen kam
Seinen Namen verdankt das 1887 eröffnete Café de Flore einer Göttin: Flora, Gottheit der Blumen, stand einst als Skulptur auf der anderen Straßenseite. Und irgendetwas lockte die Künstler von Anfang an an diesen Ort. Manche schrieben hier ganze Bücher, andere trafen sich zum Gedankenaustausch. Dabei entstand Bahnbrechendes: Man sagt, hier seien die Grundsteine für die Dada-Bewegung gelegt worden, und das Wort Surrealismus sei in diesem Café entstanden, das nicht allzuweit vom Jardin du Luxembourg entfernt ist.
Wo Künstler am Nachbartisch sitzen
Kunst spielt immer noch eine Rolle im Café de Flore. Das liegt natürlich immer noch an dieser eigenwilligen Atmosphäre, die wie früher Künstler anlockt. Und es liegt am Literaturpreis „Prix de Flore“, der hier seit 1994 regelmäßig an junge Autoren vergeben wird und dessen Jury-Vorsitz der Literatur-Star Frédéric Beigbeder hat. So mancher Gast, so scheint es, sitzt auch deshalb am Cafétisch und hackt mit gefurchter Stirn Sätze in sein Laptop – zu konzentriert, um wahrzunehmen, dass gerade Michel Houellebecq am Nachbartisch Platz genommen hat.
Champagnerfrühstück im ersten Stock
Meist sind es allerdings Touristen, die für eine Stunde ihre Besichtigungstour unterbrochen haben, um von der Terrasse des Café de Flore aus das Treiben auf dem Boulevard Saint Germain zu beobachten. Die Pariser selbst bevorzugen die Räume in der ersten Etage. Im luxuriös eingerichteten Saal genießen sie Frühstück oder Champagner und manchmal auch beides – je nach Tageszeit und Laune. Etwas später am Tage darf es dann auch mal ein Whisky sein. Wer es weniger hochprozentig mag, genießt einen Café Crème und bedient sich am Buffet. Auch Salate, Omelettes und Käse stehen auf der Karte. Aber im Grunde genommen geht es im Café de Flore hauptsächlich um eines: sehen und gesehen werden.
Café de Flore: Infos für den Besuch
- Adresse: 172 Boulevard Saint-Germain, 76006 Paris, Frankreich
- Telefon: +33/145 58 55 26
- Anfahrt: Métro St.-Germain-des-Prés
- Öffnungszeiten: tgl. 7 bis 2 Uhr
- Internet: www.cafedeflore.fr
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