Eva Eberwein ist eine Frau, die genau weiß, was sie will. Als sie 2003 erfuhr, dass das Haus von Hermann Hesse in Gaienhofen am Bodensee 2003 abgerissen und der Garten dem Boden gleich gemacht werden sollte, gab sie ihren Beruf als Unternehmensberaterin auf und kaufte das Haus und das Grundstück. Und sorgte dafür, dass dieser historische Ort heute wieder lebendig ist.
Eva Eberweins Verbindung zu Hermann Hesse
Ganz zufällig war diese Entscheidung nicht, denn die gebürtige Rheinländerin hat als Kind viele Sommer in Gaienhofen verbracht und die Landschaft beeindruckte sie so sehr, dass sie Diplom-Biologin wurde. Das Grundstück von Hermann Hesse kennt sie seit ihrer Kindheit. Und wie das so ist mit wichtigen Dingen aus der Kindheit, die plötzlich zu verschwinden drohen: Bei einigen ist man einfach nicht bereit, sie loszulassen. Zum Glück.
Vor dem Abriss gerettet
Als Eva Eberwein erfuhr, dass das Haus abgerissen werden sollte, hatte es schon sechs Jahre zum Verkauf gestanden, aber niemand war interessiert. Und so war die Stadt kurz davor, das denkmalgeschützte Gebäude zum Abriss freizugeben. „Irgendetwas“, schrieb die Biologin, „wollte hinein in Hesses Haus. Ich wollte anknüpfen an die Wärme und Geborgenheit, die dieses Haus für mich bedeutete.“ Und so griff sie zu – und mit dem Haus kamen viele schöne Kindheitserinnerungen zurück.
Die Fassaden bekamen ihre Originalfarbe zurück
Nach und nach und sehr behutsam haben Eva Eberwein und ihr Mann das Haus, das Hermann Hesse 1907 beim Baseler Architekten Hans Hindermann in Auftrag gegeben hat, wiederhergestellt. Die Fassaden bekamen ihre Originalfarbe zurück, die Dachschindeln wurden neu geschnitzt und die Fenster restauriert. Und auch der Garten soll so wiedererstehen wie er einst ausgesehen hat.
Gartenzeichnungen des Dichters als Vorlage
Was eine Herausforderung ist, denn Eva Eberwein musste viel recherchieren. In einem Archiv fand sie eine Zeichnung des Gartens, die Hesse 1908 angefertigt hatte, und die neue Besitzerin suchte sogar nach alten Pflanzensorten, die es zu Zeiten des Dichters gab. Darunter natürlich auch Dahlien. Hesse besaß über 100 Sorten seiner Lieblingsblume. Inzwischen ist der Garten wieder ein üppiges Idyll, in dem sich Hermann Hesse vermutlich sehr wohl fühlen würde. Er ist öffentlich zugänglich (Infos im Abspann).
Berührender Bildband über Haus und Garten
Eva Eberwein hat in ihrem Buch „Der Garten von Hermann Hesse – Von der Wiederentdeckung einer verlorenen Welt“ über das Haus, den Garten und ihre Verbindung dazu ein sehr berührendes Buch geschrieben. Sie erzählt von den Pflanzen, den Wegen, dem 200 Jahre alten Birnbaum, von Lauben, schattigen Bereichen und sogar vom Dunghaufen. Und natürlich erzählt sie von Hermann Hesse, auf dessen Spuren sie sich immer wieder begeben hat.
Ein Buch zum Schwelgen
Ferdinand Graf von Luckner ergänzt die Erzählungen mit Fotos. Es sind intime Einblicke in diesen besonderen Garten. Mal ein einzelner, verwitterter Stuhl, mal Blumen oder Bäume. Hinzu kommen historische Aufnahmen des Hauses und der Familie Hesse. Ein Buch zum Schwelgen – für alle, die Gärten lieben. Und den Dichter, der diesen besonderen Garten erschuf.
Der Garten des Hermann Hesse – Info
Buch: 160 Seiten mit vielen Farb- und einigen Schwarz-Weiß-Fotos, 29,99 Euro, Verlagsgruppe Random House, Deutsche Verlags-Anstalt
Wer den Garten besuchen möchte: er ist zwischen Ostern und Mitte Oktober geöffnet, monatlich gibt es ein bis zwei Führungen mit Eva Eberwein. Infos und Anmeldung zu den Führungen unter www.hermann-hesse-haus.de. Adresse: Hermann-Hesse-Weg 2, 78343 Gaienhofen (am Untersee, zwischen Radolfzell und Konstanz gelegen)
Zum Besuch im Garten passt übrigens ganz wunderbar auch Hermann Hesses Buch „Freude am Garten“ (Suhrkamp)
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