Am 30. April wird die Walpurgis-Nacht gefeiert. Sobald es dunkel wird, treffen sich Hexen aus aller Welt zum wilden Tanz, um sich mit dem Teufel zu vereinen und den Winter endgültig in die Flucht zu treiben. Welche Orte in Deutschland sind von Hexen besonders bevölkert?
Hexen tanzen auf dem Brocken
Der berühmteste Ort ist natürlich der Brocken im Harz (alias Blocksberg). Der höchste Berg Norddeutschlands (1141 Meter) ist mit seinem oft extremen Wetter (Nebel, heftige Winde, im Winter Eiseskälte) schon immer sagenumwoben gewesen. Dass es im Mittelalter am Fuße des Berges Hexenverbrennungen gegeben haben soll, ist eine andere, traurige Geschichte. Johann Wolfgang von Goethe, der 1777 auf den Brocken wanderte, schrieb, 30 Jahre später in seinem „Faust“ über die Walpurgisnacht und den Blocksberg.
Wahrzeichen des Harzes
Heute ist die Hexe das Wahrzeichen des Harzes. Schon Wochen vor Walpurgis stellen die Menschen in vielen Orten große Figuren auf, und fast überall finden am 30. April Feste statt. Doch ausgerechnet das größte, das alljährlich auf dem Hexentanzplatz in Thale über die Bühne geht, muss in diesem Jahr wegen Bauarbeiten ausfallen. Immerhin gibt es zwischen 29. April und 1. Mai einen Markt mit Bühnenprogramm in der Innenstadt von Thale.
Eine Alternative ist die Walpurgis in Schierke, wo mittelalterliche Musik gespielt wird, es einen Markt und eine Partybühne gibt und jeder, der etwas auf sich hält, im Hexen- oder Teufelskostüm erscheint (Infos).
Aber nicht nur im Harz (wo man bekanntlich auch auf den Spuren der Hexen wandern kann) wird die Walpurgisnacht gefeiert. Das Reisegutscheinportal Tripz und my little luxury haben sechs weitere Orte zusammengetragen, an denen es auch sehr schaurig zugeht.
Ein Film über Walpurgis in Schierke und Wernigerode bei YouTube
Der Hexenwald in Uetersen (Schleswig-Holstein)
In diesem elf Hektar großen Wald im Kreis Pinneberg soll im Mittelalter eine Hexe gewohnt haben, die auf einer kleinen Lichtung ihr Feuer entfachte und tanzte. Noch Mitte des 20. Jahrhunderts waren viele Menschen sicher, mittags häufig auf dieser Lichtung ein Pfeifen und Zischen zu hören – das Geräusch kam ganz sicher aus dem Hexenkessel! Kindern zumindest war dieser Teil des Hexenwaldes noch in den 1960er Jahren so unheimlich, dass sie ihn nicht betraten. Inzwischen ist das anders: Seit einigen Jahren gibt es auf der Lichtung einen Lagerplatz für einen Waldkindergarten.
Der Teufelssee bei Zermützel (Brandenburg)
Teufelsseen gibt es viele in Deutschland. Einer davon liegt zwischen Tornow- und Zermützelsee nicht weit von Neuruppin entfernt. Er ist klein, von Bäumen umgeben und beinahe kreisrund. Eine Legende besagt, hier habe man einst versucht, den Teufel weiß zu waschen. Andere erzählen von einer bösen Hexe namens Frau Klöckner aus Binenwalde, die dort Jagd auf arglose Angler gemacht haben soll. Versuche, sie zu erschießen, missglückten: Die Kugeln prallten von ihr ab. Schließlich kam man auf die Idee, sie mit einem Milch-Brot in eine Flasche zu locken. Das gelang, aber auf dem Weg nach Rheinsberg öffnete sich der Korken und die Hexe konnte entwischen. Heute soll sie irgendwo bei Rheinsberg ihr Unwesen treiben…
Auch der Teufelssee in nahe des Ökowerks im Berliner Grunewald oder das etwas kleinere gleichnamige Gewässer in Köpenick werden gerne mit dieser Legende in Verbindung gebracht.
Die Völklinger Wald-Hexen (Saarland)
Im Wasters Wäldchen gleich neben dem Städtchen Völklingen sollen der Legende nach um 1860 mehrere Hexen gelebt haben. Sie liebten es, junge Hirten zu erschrecken oder deren Schafe zu verhexen. Die Tiere gaben deshalb oft mehrere Tage lang keine Milch, was die Hirten sehr verärgerte. Sie beschimpften die Hexen heftig. Die wiederum reagierten zornig – fortan waren die Schafe vom Teufel besessen und gaben überhaupt keine Milch mehr. Sie mussten geschlachtet werden, was für die armen Familien ein großer Verlust war.
Loreley bei St. Goarshausen (Rheinland-Pfalz)
Diese Geschichte von Clemens Brentano ist weltberühmt: Sie handelt von der bildhübschen Lorelei, die Männer so sehr in ihren Bann zog, dass viele sie als Hexe bezeichneten. Es gab sogar Männer, die sich ihretwegen das Leben nahmen! Lorelei aber interessierte sich nur für einen einzigen Mann – und ausgerechnet der zeigte ihr die kalte Schulter. Weil es aber so viele Todesfälle liebestrunkener Männer gab, brachte man Lorelei zum Bischof (der ihr auch nicht widerstehen konnte). Er verbannte sie in ein Kloster. Auf dem Weg dorthin kam sie an einem mächtigen Felsen am Rhein vorbei. Lorelei riss sich los und stürzte sich in den Fluss.
Ähnlich bekannt ist die Geschichte, die aus der Lorelei eine Sirene (mystisches Wesen) macht, die mit ihrer Schönheit Seefahrer so dicht ans Ufer heranlockte, dass deren Schiffe zerschellten. Der Felsen ist heute eine echte Touristen-Attraktion. An der Hafenmole von St. Goarshausen erinnert eine Bronzestatue an die Loreley.
Teufelsmauer bei Blankenburg (Sachsen-Anhalt)

Hexen und Teufel: Die Teufelsmauer am Rand des Harzes Foto: Nikon-Digital / Pixabay.com
Etwa 20 Kilometer lang ist die bizarre, teilweise unterbrochene Felsformation, die sich von Ballenstedt bis nach Blankenburg erstreckt. Entstanden ist sie vor 85 Millionen Jahren. Heute ist sie ein Naturschutzgebiet, in dem es seltene Tiere und Pflanzen gibt. Auf einem 35 Kilometer langen Weg, dem Teufelsmauer-Stieg, kann man die Mauer kennenlernen.
Die Legende besagt, dass sich Gott und der Teufel darum stritten, wer die Macht auf der Erde hat. Um den Streit zu beenden, schlug Gott vor, dass der Teufel das Gebiet bekommen sollte, das er in einer Nacht bis zum ersten Hahnenschrei mit einer Mauer umgeben könnte. Der Harz, so beschloss der Teufel, sollte es werden.
Er machte sich ans Werk, stemmte Steine und schuftete die ganze Nacht – aber das Gebiet, das er begehrt, war riesig. Und gerade als er sich nach dem letzten Stein bückte, krähte der erste Hahn. Der Teufel war so wütend, dass er den übrigen Stein von sich schleuderte und die fast fertige Mauer zerschlug. Was er nicht ahnte: Der neue Tag war noch gar nicht angebrochen! Eine Bäuerin war frühzeitig auf dem Weg zum Markt von Quedlinburg und trug einen Käfig mit einem Hahn, den sie verkaufen wollte. Als sie die Mauer vor sich erblickte, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, erschrak sie so, dass sie stolperte. Die Käfigtür öffnete sich und der Hahn stieg heraus. Als er die liegende Bäuerin sah, erschrak auch er und meldete sich mit einem lauten „kikeriki“. So verhinderte ein Zufall, dass der Harz in Teufelshand geriet!
Schlafende Hexe bei Berchtesgaden (Bayern)
Drei mächtige Felsgipfel, die sogenannten Rotofentürme, erheben sich im östlichen Teil des Lattengebirges bei Berchtesgaden. Wer genau hinschaut und etwas Phantasie hat, der erkennt hier die Silhouette einer auf dem Rücken liegenden Frau mit markanter Nase und spitzem Busen (großes Foto). „Schlafende Hexe“ wird dieser Teil des Rotofens deshalb auch genannt. Die beste Sicht hat man von Bischofswiesen und von Bayerisch Gmain aus.
Um die Schlafende Hexe ranken sich mehrere Sagen. Eine erzählt von einer Hexe, die in der Einsamkeit des Gebirges lebte, weil sie die Menschen nicht mochte. Wer ihr begegnete, den lud sie freundlich ein und versorgte sie mit einem Getränk. Das allerdings war vergiftet… Andere Geschichten erzählen davon, dass die Hexe Steine auf Wanderer herabrollte. Eines Tages stellte sich ihr ein gottesgläubiger Mann mutig entgegen. Er wich den herabrollenden Steinen aus und hielt ihr ein großes Kreuz entgegen. Daraufhin begann das Gebirge zu zittern, die Hexe fiel zu Boden und wurde in Stein verwandelt.
Ein weiterer Artikel über Walpurgis
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