Nollendorfplatz: Spaziergang mit Emil und den Detektiven

Von Silke 12. März 2020 Kommentare 3 Min. Lesezeit
DetektivDetektiv

Um den Berliner Nollendorfplatz ranken sich sehr viele Geschichten. Dazu gehören so schöne wie die über Schriftsteller, deren Helden hier Abenteuer erlebten – zu den bekanntesten gehören Erich Kästners „Emil und die Detektive“ oder auch Christopher Isherwoods Geschichte „Mr. Norris steigt um“. Aber wer sich umsieht, stößt auch auf düstere Geschichten wie jene von den hier lebenden Homosexuellen, die zur Nazizeit brutaler Verfolgung ausgesetzt waren. Der Platz erzählt aber auch Theatergeschichte: Das Neue Schauspielhaus, später als Metropol und Goya bekannt, war der Ort, an dem 1921 Eduard Künneckes „Der Vetter aus Dingsda“ uraufgeführt wurde.

Vom Nollendorfplatz zur Bülowstraße

In „Emil und die Detektive“ verfolgen die jugendlichen Helden den Dieb Grundeis, der Emil Tischbein im Zug 140 Mark aus der Jacke geklaut hat. Grundeis findet in einem Hotel am Nollendorfplatz ein Zimmer, die Kinder behalten ihn fest im Auge. Für uns ist der Platz Start und Ziel eines Spaziergangs, der viele Gesichter von Schöneberg und Tiergarten zeigt. Los geht es auf der Bülowstraße, entlang der Hochbahn, bis zum gleichnamigen U-Bahnhof, der 1902 nach Entwürfen von Bruno Möhring gestaltet wurde – ein prächtiges Gebäude mit vielen Türmchen. In den 1970er Jahren wurde die Halle als türkischer Basar genutzt, nachdem der U-Bahn-Verkehr auf der Linie wegen des Mauerbaus erst eingeschränkt und danach eingestellt worden war. Seit 1993 halten hier wieder die Züge.

Die Kirche auf dem Dennewitzplatz

Weiter geht es zum Dennewitzplatz, dessen Mittelpunkt die Lutherkirche ist. 86 Meter hoch ist der Turm des 1894 geweihten backsteinernen Gotteshauses, das seit 2002 von der American Church in Berlin genutzt wird. Wenig später tauchen wir in den Nelly-Sachs-Park ein. Dessen Mittelpunkt ist ein Teich mit einer Insel, auf der man unter einem großen Baum entspannen kann.

Apfelstrudel im Café Einstein

Auf der Blumenthalstraße verlassen wir den Park, halten uns rechts und biegen links in die Kurfürstenstraße ein. Hinter der Genthiner Straße ändert sich das Straßenbild: Hier stehen reizvolle Einzelhäuser wie das, in dem seit 1978 das Café Einstein residiert. Wo man heute hausgemachten Apfelstrudel genießen kann, lebte früher der Stummfilm-Star Henny Porten.

Bar und Haus am Lützowplatz

Nach der Pause geht es weiter, rechts in die Einemstraße zum Lützowplatz. Dort lohnt sich ein Blick auf einige Skulpturen. Etwa Louis Tuaillons „Herkules und der erymantische Eber“. Am Platz residiert die berühmte Bar am Lützowplatz. Und fast daneben das 1873 erbaute Haus am Lützowplatz mit spannenden Ausstellungen.

Mahnmal an der Kurfürstenstraße

Hinter dem Platz geht es über Wichmann- und Landgrafenstraße in die Kurfürstenstraße. Wir überqueren sie, um ein berührendes Mahnmal  zu betrachten: In der Bushaltestelle erinnern Tafeln daran, dass im einstigen Haus Kurfürstenstraße 115 bis 1945 das „Eichmannreferat“ saß – hier wurde die Deportation der europäischen Juden in die Vernichtungslager organisiert.

Zurück zum Nollendorfplatz

Wir wandern in die Straße An der Urania, die nach dem nahegelegenen Veranstaltungs- und Kulturzentrum benannt ist, in dem alljährlich im Februar auch viele Berlinale-Filme gezeigt werden. Anschließend tauchen wir in die von reizvollen Häusern gesäumte Courbierestraße ein – und spazieren gemächlich zurück zum Nollendorfplatz. 

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