Vallée de Mai: Wo die Meereskokosnuss wächst

Von Silke 17. Februar 2018 Kommentare 5 Min. Lesezeit
Vallée de MaiVallée de Mai

Im Unterholz des Vallée de Mai raschelt es. Die beiden Touristen, die gerade ein Foto von einer Palme machen wollten, drehen sich erschrocken um. Was sie sehen, entlockt ihnen dann aber ein Lächeln: Es ist ein Tenrek, ein kleiner Borstenigel, der mit seiner spitzen Schnauze geräuschvoll trockene Blätter vor sich herschiebt und mit dieser Aufgabe so beschäftigt ist, dass er die Menschen gar nicht bemerkt. Die beiden bleiben stehen und wagen für einen Moment nicht zu atmen. Dann ist der kleine Kerl im Unterholz verschwunden.

Vallée de Mai: Besuch im Nationalpark

Begegnungen dieser Art kann man haben, wenn man den Nationalpark Vallée de Mai auf der Seychellen-Insel Praslin, besucht. Wenn man Glück hat. Denn Tiere sieht man hier nur selten, obwohl es sie gibt – sie sind einfach zu scheu. Und einige sind sehr gut im Verstecken. Der Bülbül zum Beispiel, ein schwarzer Vogel mit orangefarbenen Flecken, macht sich im Geäst beinahe unsichtbar – man kann ihn aber an seinem Nachtigall-ähnlichen Gesang erkennen.

Ein Papagei mit Vorliebe für Tropenfrüchte

Und der schwarze Kleine Vasapapagei ist sogar noch unauffälliger. Sehen kann man ihn am ehesten dort, wo tropische Früchte wachsen – sie sind nämlich seine Leibspeise. Die Chamäleons, die es im Vallée de Mai gibt, sieht man ohnehin nicht, sie sind bekanntlich Meister der Tarnung. Bloß die knallgrünen oder holzbraunen Geckos stören sich nicht an den menschlichen Besuchern und huschen unbeirrt über Baumstämme und riesige Palmwedel.

Überbleibsel eines prähistorischen Waldes

Nur 19,5 Hektar groß ist das Vallée de Mai, aber der Nationalpark ist atemberaubend. Er ist der Rest eines prähistorischen Waldes, der einst zum Kontinent Gondwana (bestehend aus den heutigen Ländern bzw. Kontinenten Südamerika, Afrika, Antarktika, Australien, Madagaskar und Indien) gehörte. Eines Waldes, der noch 1930 von menschlicher Hand unberührt war.

Naturerbe der Unesco

Dann hatte jemand die Idee, dort Kaffee- und andere Kulturpflanzen anzubauen und gar einen botanischen Garten anzulegen. Das hätte das Ende dieses Paradieses sein können. Zum Glück übernahm schon 1945 die Regierung die Fläche und machte sich daran, die ortsfremden Pflanzen wieder zu entfernen. Seit 1966 ist das Vallée de Mai Nationalpark, 1983 wurde es von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt.

Wald mit Riesenpalmen

Wer den Park betritt, der bekommt eine Ahnung davon, wie es auf den Seychellen früher einmal ausgesehen haben muss. Riesige Palmen und andere Bäume sorgen dafür, dass an einigen Stellen kaum einmal die Sonne den Boden erreicht. Die Palmwedel sind so riesig, dass sie locker als Schirm herhalten können, wenn es im Vallée de Mai regnet.

Ein tropischer Wasserfall

Auf schmalen Wegen kann man durch den Park wandern und entdeckt unterwegs auch noch einen Wasserfall und einen kleinen, erstaunlich kühlen Bach. Wo er vom Felsen herabstürzt, bildet sich feiner Nebel – genau richtig für die Pflanzen, die sich an den Stein klammern und immer mit einem Wasserfilm bedeckt sind. Orte wie diesen hat auch der Seychellen-Maler Michael Adams in einigen seiner Werke festgehalten.

Besuch bei der Coco de Mer

Irgendwann steht man vor einem der Bäume, die so berühmt sind wie das Vallée de Mai selbst: die Coco de Mer, offiziell Seychellenpalme genannt. 5000 davon wachsen hier, und was sie so außergewöhnlich macht, das sind ihre Früchte. Die werden bis zu 50 Zentimeter lang und haben die Form eines weiblichen Beckens.

Die erotischste Pflanze der Welt

Kein Wunder, dass die Coco de Mer die Phantasie der Menschen mächtig anregt – zumal der männliche Blütenstand an einen Phallus erinnert: Bis zu zwei Meter lang wird er und ist mit winzigen gelben Blüten bedeckt. Ein sehr viel kleineres Exemplar einer Coco de Mer kann man seit 2010 im Botanischen Garten in Berlin sehen – sie ist ein Geschenk der Regierung der Seychellen.

Das Geheimnis der Coco d’Amour

Bis zu sieben Jahre braucht die Frucht der Coco de Mer, um zur Reife zu kommen. Und in ihrer Schale steckt der größte Samen der Welt. So etwas weckt Begehrlichkeiten. Aber einfach mitnehmen darf man die Nüsse nicht (mal ganz abgesehen davon, dass sie bis zu 20 Kilogramm wiegen), denn die Pflanze ist geschützt. Wer eine Erinnerung haben möchte, kann im Vallée de Mai Nüsse oder Likör („Coco d’Amour“) kaufen. Der besteht zwar aus ganz normalem Kokosnussextrakt (und anderen Zutaten), aber die Flasche hat – natürlich – die Form der Coco de Mer.

Aussichtspunkt auf dem Hügel

Wer durch das Vallée de Mai wandert, sollte sich Zeit nehmen, damit er möglichst viel sehen kann. Und unbedingt auch zum Aussichtspunkt auf dem Hügel gehen, denn von dort hat man einen schönen Blick auf die grünen Hügel und die weißen Strände von Praslin. Ein paar Regeln aber sind zu befolgen: Rauchen ist verboten und mitnehmen darf man auch nichts – außer Fotografien und Erinnerungen an einen Park, der wie aus einer anderen Zeit zu kommen scheint.

Vallée de Mai: Infos für Besucher

  • Anfahrt: Eine Straße, die Grand Anse und Anse Lamour verbindet, führt direkt durch den Nationalpark
  • Parkplatz:  am Eingang
  • Öffnungszeiten: tgl. 8-17.30 Uhr
  • Eintritt: 21 Euro
  • Weitere Angebote: Führungen (tgl. 9 und 14 Uhr), Café, Souvenirshop, Toiletten, Informationszentrum
  • Bitte beachten: Im Vallée de Mai herrscht strenges Rauchverbot
  • Weitere Infos zum Vallee de Mai unter dem blau unterlegten Link (englisch)

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