Auszeit im Chiemgau

Von Silke 17. Mai 2023 Kommentare 5 Min. Lesezeit
Großartige Bergwelt im ChiemgauGroßartige Bergwelt im Chiemgau

Es war Liebe auf den ersten Blick für mich, als ich vor einem Jahr zum ersten Mal im Chiemgau ankam. Natürlich wusste ich, dass es dort bergig ist. Aber bei der Fahrt dorthin war es lange brettflach. Bis dann – wir hatten gerade den Chiemsee erreicht – in der Ferne die ersten Berge auftauchten. Und je näher wir kamen, desto gewaltiger wurden sie.

Wasser und Berge im Chiemgau

Das bayerische Meer: der Chiemsee

Das bayerische Meer: der Chiemsee Foto: Silke Böttcher

Die im äußersten südöstlichen Winkel Deutschlands gelegene Region erstreckt sich zwischen Rosenheim im Westen und Traunstein im Osten bis zur österreichischen Grenze. Zu den bekanntesten Städten gehören die Chiemsee-Orte Prien, Seebruck, Chieming und Bernau am Chiemsee, im Osten Traunstein und weiter südlich u.a. Aschau, Schleching, Unterwössen, Marquartstein, Grassau, Inzell, Ruhpolding und Reit im Winkl.

Uns hat es ins Achental gezogen, in die idyllisch gelegenen Orte Marquartstein und Unterwössen. Und natürlich auf die Berge: Hochplatte und Teufelsstein, Haberspitz und Rechenberg… Einiges davon haben wir in Laufschuhen erlebt – auf den breiten und schmalen Wegen beim diesjährigen Chiemgau Trail Run.

Unterwegs im Achental

Die Orte werden umrahmt von hohen Gipfeln, und in der Ferne, jenseits der deutsch-österreichischen Grenze, kann man schneebedeckte Zweitausender sehen. Durch die Orte fließt die Tiroler Achen, die in den Kitzbüheler Alpen entspringt und 79 Kilometer weiter in den Chiemsee mündet. Im Frühling ist das Wasser manchmal türkisgrün, und die Bereiche rund um den Fluss, vor allem das Achendelta, sind sehr artenreiche Biotope. Hier brüten seltene Vogelarten wie der Wachtelkönig, die Bekassine und der Pirol.

Eindrucksvolle Häuser und eine Burg

Der Gasthof Hochwirth zur Post in Marquartstein

Der Gasthof Hochwirth zur Post in Marquartstein Foto: Silke Böttcher

Was die kleinen Orte so besonders macht, sind (neben der wunderschönen Lage) die vielen eindrucksvollen Häuser im typisch bayerischen Stil mit verzierten, hölzernen Balkonen, auf denen es üppig blüht. In Unterwössen ist u.a. auch noch die Katholische Pfarrkirche St. Martin (erbaut 1780-1783) eine Besonderheit, außerdem gibt es hier Bildstöcke und Kreuzkapellen, die teilweise aus der Zeit um 1790 stammen.

In Marquartstein sollte man sich die Pfarrkirche Heiligblut, den mit prachtvollen Gemälden verzierten Gasthof Hochwirth zur Post (Foto, einer der ältesten Gasthöfe im Chiemgau, zu dessen berühmtesten Gästen einst der Komponist Richard Strauss gehört hat), die in 575 Metern Höhe auf einem Felsen gelegen Burg Marquartstein (sie hat ihre Ursprünge im Jahr 1075 und wurde vom Chiemgaugrafen Marquart II. von Hohenstein erbaut und ist nicht öffentlich zugänglich), die Hochplattenbahn, die Gäste auf 1100 Meter Höhe zur Bergstation der Hochplatte bringt, und die ebenfalls auf 1100 Metern Höhe gelegene Schnappenkirche anschauen.

Legenden sagen, dass an der Stelle, an der die Kirche heute steht, im Jahr 1096 der Chiemgaugraf Marquart von Hohenstein überfallen und ermordet wurden. Eine erste Kapelle wurde um 1500 erbaut und war bei Pilgern beliebt. Die heutige Kirche wurde 1637 bis 1640 erbaut.

Hoch auf die Alm

An der Jochbergalm im Chiemgau

An der Jochbergalm im Chiemgau Foto: Silke Böttcher

Touristen lieben den Chiemgau vor allem wegen der Natur und der vielen Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Es gibt unzählige sehr gut ausgebaute Fahrradwege, Wanderwege von ganz schmal bis breit mit vielen Almen, an denen man sich leckere Brotzeiten schmecken lassen kann.

Ein Beispiel ist die Rechenbergalm, die nördlich des Rechenbergs liegt. Vom Wanderparkplatz Hammergraben in Oberwössen aus kann man sie in anderthalb Stunden erreichen. Der Weg dorthin ist gut beschildert und wirklich wunderschön. Serviert werden hausgemachter Almkäse und Zwetschgenpovesen, eine echt bayerische Leckerei.

Von der Alm aus führt ein steiler Weg zum Rechenberg (ebenfalls beschildert). Wer hier wandert, sollte gute Wander- oder Trailrunningschuhe tragen und genug Kondition haben. Auch Trailrunningstöcke sind bei den Aufstiegen zu empfehlen.

Zu den Attraktionen entlang der Wege gehören das „Dampfschiff“ (ein Felsgipfel mit weithin sichtbarem Gipfelkreuz) und die Jochbergalm. Nehmen Sie sich Zeit für die Wanderung, denn die Aussicht ist überall atemberaubend.

Gut ausgeschilderte Wanderwege 

Wandern im Chiemgau

Wandern im Chiemgau Foto: Silke Böttcher

Die Zahl der Wanderwege im Chiemgau ist riesig, die meisten sind gut ausgeschildert. Interessant: Oft steht auf den Schildern die ungefähre Stundenzahl, die man bis zum Ziel braucht. Tipp: Auf der Seite chiemsee-chiemgau.info gibt es viele Infos zu Wanderwegen, von der Familienwanderung über die Almwanderung und die Gipfeltour bis zum Premiumweg.

Auch eine interaktive Karte, auf der man Wegempfehlungen findet, gehört dazu – für jeden Weg gibt es Längen- und Höhenangaben, eine ungefähre Zeit, in der der Weg zu bewältigen ist, und einen Hinweis, ob die Strecke leicht, mittelschwer oder schwer ist. Sogar GPX-Dateien der jeweiligen Tour kann man sich herunterladen.

Ähnlich umfangreich ist die Zahl der Unterkünfte, vom Hotel über die Ferienwohnung oder die Radunterkunft bis zum Campingplatz.

Der Chiemgau ist zu jeder Jahreszeit ein tolles Ziel

Blick auf den Balsberg in Unterwössen

Blick auf den Balsberg in Unterwössen Foto: Silke Böttcher

Eine „beste“ Reisezeit gibt es nicht, denn hier kann man zu jeder Jahreszeit etwas unternehmen. Meine Lieblingszeit ist der Frühling. Dann ist auf den meisten Gipfeln der Schnee getaut und die Wege sind trocken – jedenfalls dann, wenn es nicht zu viel geregnet hat. Bei unserem Besuch gab es einige schmale Pfade, die noch sehr feucht waren. Aber wenn man sich darauf einstellt und passend kleidet, ist das kein Problem. Es ist allerdings zu empfehlen, eine dickere Jacke mitzunehmen. Auch wenn es im Tal schon richtig warm ist, kann es auf den Gipfeln noch empfindlich kühl sein.

Es gibt noch etwas, das mir im Chiemgau aufgefallen ist: Die Menschen hier sind wirklich sehr freundlich. Es ist sehr leicht, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Und egal, wer einem auf den Wander- oder Radwegen begegnet – ein „Servus“ oder „Grüß Gott“ kommt so gut wie immer, selbst wenn sich ein Radler von hinten nähert. Für Großstädter ist das ungewohnt, aber ich finde es wirklich großartig!

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