Nur wenige Menschen können von sich behaupten, Karl Lagerfeld wirklich gekannt zu haben. Baptiste Giabiconi war einer davon. Der große Designer machte das französische Model zum Star, er wurde für das junge Model zum Freund, Tutor und zur Vaterfigur. Im Buch „Karl und ich“ erzählt Giabiconi von dieser besonderen Freundschaft.
Baptiste Giabiconi schreibt über Karl Lagerfeld
Baptiste Giabiconi, 1989 in Marseille geboren, war 2008 wie ein Donnerschlag über die Modelszene hereingebrochen. Karl Lagerfeld hatte den damals 18-Jährigen gesehen, zum Fototermin geladen, und schon eine Woche später lief er bei der Mailänder Fashion Week mit – für Armani und Dolce & Gabbana, zwei der ganz Großen.
Tiefe Freundschaft
Schnell entwickelte sich die Beziehung der beiden in eine tiefe Freundschaft. Giabiconi lebte zeitweise sogar in Lagerfelds Haus an der Rue de L’Université in Paris – der Designer hatte erfahren, dass der junge Mann in einer großen WG mit vielen anderen Models lebte und war so entsetzt darüber, dass er ihm ein Zimmer anbot.
Großes Vorbild
Baptiste Giabiconi erzählt in dem Buch von der engen Verbundenheit der beiden. Davon, wie sehr ihn Lagerfeld zu dem Menschen gemacht hat, der er heute ist. Dieser Mann, der sich nie auf seinen Erfolgen ausruhte, sich von Schwierigkeiten herausgefordert statt behindert fühlte und immer sein Bestes gab, war sein großes Vorbild. Ein Mentor und gleichzeitig ein väterlicher Freund. Rein platonisch, wie er betont, um Gerüchte, die es immer wieder gab, endgültig zu widerlegen.
Einblicke in das private Leben
Das Model erzählt auch davon, wie er zur Muse des großen Meisters wurde. Und der Einzige, der ihn duzen durfte. Ein bisschen plaudert er aus dem Nähkästchen. So erfährt der Leser, dass Karl Lagerfeld kein Mobiltelefon und auch keinen Internetzugang besaß, dafür aber unzählige Wohnungen, Häuser und Residenzen in aller Welt. Er lernt, dass der Modeschöpfer immer wieder Termine verschob und sein Mittagessen oft erst zwischen 16 und 18 Uhr einnahm. Auch, dass er eine Vorliebe für die Buchhandlung Galignani in der Rue de Rivoli hatte und dass er sich als „Hanseat“ bezeichnete, wenn man ihn nach seiner Herkunft fragte. Er liebte das Lesen, schaffte es aber meist nur, die Bücher zu überfliegen. Aber das in einem atemberaubenden Tempo.
Karl Lagerfeld und seine Muse
Das Buch enthält auch Fotos, die Karl Lagerfeld von Baptiste Giabiconi gemacht hat. Set-Cards, das erste Foto am 8. Juni 2008, Bilder gemeinsamer Auftritte. Dazu viel über das Model selbst, das später auch als Sänger Karriere machte. Und schließlich schreibt er über die letzten Monate mit Karl Lagerfeld, über die Krankheit, die er vor allen verbarg – auch vor seiner Muse. Baptiste Giabiconi erfuhr erst kurz vor Lagerfelds Tod, wie es um den Designer stand. Und schildert seine Gefühle in dieser Zeit. So kommt auch der Leser dicht heran an diesen Menschen, den alle Welt kannte, ohne viel über ihn zu wissen.
Fazit: Ein wirklich beeindruckendes und ehrliches Buch, das tief berührt – absolute Leseempfehlung!
Baptiste Giabiconi: “Karl und ich – Die Geschichte einer besonderen Freundschaft”, Heyne-Verlag, 240 Seiten, 20 Euro
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