Torfhaus: Winzige Bergsiedlung mit Brocken-Blick

Von Silke 16. August 2021 Kommentare 6 Min. Lesezeit
Torfhaus – Blick vom Parkplatz auf den Brocken Foto: Erich Westendorp / PixelioTorfhaus – Blick vom Parkplatz auf den Brocken Foto: Erich Westendorp / Pixelio

Kaum mehr als 20 Menschen leben in Torfhaus, und trotzdem ist der winzige Ort im Harz ziemlich bekannt. Das liegt daran, dass er die höchstgelegene Siedlung in Niedersachsen ist (800 Meter ü.NN), vor allem aber liegt es am freien Blick auf den berühmtesten der Harzberge, den 1141,2 Meter hohen Brocken. Früher konnte man von hier die riesigen weißen „Ohren“ der Abhöranlagen der DDR sehen, die heute glücklicherweise verschwunden sind. Heute schaut man auf das Besucherzentrum mit der markanten Kuppel, den rot-weiß gestreiften Sendeturm und die ebenfalls mit einer Kuppel besetzte Brockenherberge.

Torfhaus ist Ausgangspunkt für Wanderungen

Das Örtchen, das zu Altenau gehört, ist aber nicht nur der Ort für das perfekte Brocken-Foto, sondern vor allem auch ein wunderbarer Ausgangspunkt für Wanderungen auf den höchsten Berg des Harzes. Einige werden hier später noch vorgestellt.

Brockenblick vom Parkplatz aus

Wer von Torfhaus aus loswandern möchte, kann sein Auto auf dem großen Parkplatz „Brockenblick“ abstellen – und wird schnell feststellen, warum der Parkplatz diesen Namen trägt. Die Weitsicht (siehe großes Foto) ist atemberaubend.

Gleich neben dem Parkplatz steht das Nationalpark-Denkmal, das anlässlich der Expo 2000 aufgestellt wurde. Drei Felsblöcke aus Diabas, Granit und Gabbro stehen in einem Winkel von 120 Grad zueinander, dazwischen hängt eine Erdkugel aus Metall. Außerdem finden sich am Denkmal Schrifttafeln mit der Aufschrift „Nationalparke – das Naturerbe bewahren“ in 30 Sprachen.

Abstecher ins Nationalparkzentrum

Direkt am großen Parkplatz lohnt sich auch ein Abstecher zum Nationalpark-Besucherzentrum TorfHaus (Adresse: Torfhaus 38B). Hier erfahren Sie viel über den Nationalpark, darüber, wie er sich zur Wildnis zurück entwickeln soll, über Moore im Harz und über die Tiere und Pflanzen des Gebietes, darunter auch den Wolf. Im Garten findet man harztypische Steine und einheimische Bäume, und in der Touristen-Information erfährt man alles, was man über den Harz wissen möchte. Extra für Kinder gibt es Führungen mit „Boris Borkenkäfer“, der ihnen den Wald-Wandel erklärt. Im Nationalparkladen können Sie Wanderkarten und Bücher, aber auch Wanderstöcke, T-Shirts und anderes kaufen.

Das Zentrum ist zwischen April und Oktober täglich von 9 bis 17 Uhr, zwischen November und März dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Torfabbau gab dem Ort seinen Namen

Das nahe Moor lässt schon vermuten, woher Torfhaus seinen Namen hat. Tatsächlich wurde hier lange Zeit Torf abgebaut. Herzog Julius zu Braunschweig und Wolfenbüttel hatte schon 1571 den Auftrag gegeben, in dem Gebiet nach Torf zu suchen, und 1573 begann erstmals der Abbau, der etwa 40 Jahre andauerte, dann unterbrochen und neu begonnen wurde, bis 1786 endgültig Schluss war. Das liegt daran, dass der Ort so hoch ist und das Wetter oft unbeständig ist – der Torf trocknete deshalb nicht gut. Der Ortsname aber blieb.

Im Zweiten Weltkrieg umkämpft

Lange Zeit gab es im Ort kaum mehr als ein paar Häuser, eine Poststation und eine Försterei. Mit dem Beginn des Tourismus kamen ein Hotel und weitere Gebäude dazu. Aber der Krieg machte allem einen Strich durch die Rechnung, denn US-Truppen besetzten den Ort im April 1945. Es gab Gemetzel zwischen deutschen und amerikanischen Soldaten. Für zwei Amerikaner endete das tödlich, sie wurden erschossen. Daraufhin wurden die Bewohner des kleinen Ortes vertrieben und am 27. April 1945 legten die US-Truppen als Vergeltungsaktion Torfhaus in Brand. Nur wenige Gebäude blieben stehen.

Unterwegs auf dem Harzer Hexenstieg

Heute ist Torfhaus ein wichtiges Touristenziel. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Siedlung eine Station auf dem Harzer Hexenstieg und Startpunkt für Touren zum Wurmberg, Achtermann und andere Harz-Berge ist. Eine sehr reizvolle Wanderstrecke ab Torfhaus ist der Goetheweg (18 Kilometer lang, hin und zurück), mit Aufstieg auf den Brocken. Benannt ist er nach Johann Wolfgang von Goethe, der auf diesem Weg (oder einem Vorgänger) am 10. Dezember 1777 zum Brocken wanderte. Er führt durch den einstigen Grenzstreifen (Grünes Band) und an der Strecke der Brockenbahn entlang. Start ist am Nationalparkzentrum.

Besuch beim Großen Torfhausmoor

Mit dem Ranger am Torfhausmoor F.: Harzer Tourismusverband / M. Gloger

Mit dem Ranger am Torfhausmoor F.: Harzer Tourismusverband / M. Gloger

Spektakulär ist er auch wegen des eindrucksvollen Großen Torfhausmoores. Es ist ein sogenanntes Regenmoor – diese Art der Moore, die ausschließlich durch Niederschläge versorgt werden, ist heute extrem selten. Weil es sich in der Mitte hochwölbt, wird es auch als Hochmoor bezeichnet. Die Torfschicht ist bis zu fünf Meter dick und 10.000 Jahre alt! Es ist ein sehr nährstoffer Lebensraum, in dem nur speziell angepasste Tiere und Pflanzen überleben können. Eine Besonderheit ist der Rundblättrige Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze. Das Betreten des Moores ist streng verboten. Um das empfindliche Biotop zu schützen, wandert man auf Holzbohlenwegen. Tipp: Sie können das Moor auch umrunden (4,5 Kilometer).

Der Goetheweg verläuft zeitweise neben einem künstlichen Wasserlauf, dem 1,5 Kilometer langen Abbegraben. Er entstand 1827 und ist heute Teil des Unesco-Welterbes „Erzbergwerk Rammelsberg, Altstadt Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft. Das Netz aus Wassergräben wurde 1536 bis 1866 für den Bergbau angelegt.

Informationen über den Wald-Wandel im Oberharz

Wenn Sie mehr über den Kreislauf aus Werden und Vergehen erfahren möchten, sollten Sie sich Zeit für den Wald-Wandel-Weg nehmen. Er ist nur 180 Meter lang und informiert auf vielen Tafeln über den Borkenkäfer, über Pionierbäume, gefallene Fichten und neue Waldgenerationen.

Wandern, Wintersport und mehr

Torfhaus ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderer und Sportler – es gibt Loipen, Abfahrtspisten, einen Skilift (Großer Torfhauslift „Am Rinderkopf“), eine Rodelbahn und Mountainbike-Trails.

Übernachten kann man in der Jugendherberge Torfhaus und im 2013 eröffneten Torfhaus-Harzresort mit Hotelzimmern im Berghotel bzw. Ferienwohnungen und -häusern. Adresse des Vier-Sterne-Hauses: Torfhaus 2 (Tel. 0800-53 53 500). Wer sich noch einkleiden will, findet im Resort außerdem eine kleine Filiale des Outdoor-Ausstatters Globetrotter.

Winter-Wunderland rund um den Brocken

Im Winter wird die schneesichere Region um Torfhaus zum Märchenland. Wer dann auf dem Goetheweg zum Brocken aufsteigt, staunt über die geduckten Kiefern, die ganz in Schnee gehüllt sind und aussehen wie Geister aus einer anderen Welt.

Einkehr in Torfhaus

In den vergangenen Jahren sind in Torfhaus mehrere Restaurants entstanden. Darunter die Bavaria-Alm, die das Alpenland nicht nur im Namen trägt (Torfhaus 10, geöffnet Mo-Do, 11-22 Uhr, Fr, 11-23 Uhr, Sa, 9-23 Uhr, So, 9-22 Uhr).

Übrigens gibt es von Torfhaus aus regelmäßig spannende Führungen, etwa Wanderungen mit einem Ranger oder Information über seltene Tiere wie die Wildkatze oder den Wolf.

Torfhaus – so kommen Sie hin

Anreise: A7 bis Ausfahrt Seesen, weiter auf der B243 bzw. 242 über Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld bis zum Abzweig B 498 Richtung Altenau. In Altenau geht es auf der L 504 Richtung Torfhaus.

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