„Seven Senses“ nennt Anja Gockel ihre Winterkollektion 2023/24. Und hat zum Sehen, Fühlen, Berühren, Schmecken und Hören noch zwei weitere Sinne hinzugefügt: Ästhetik und Bewusstsein. Denn erst durch sie, so die Designerin bei der Vorführung der Kollektion im Berliner Hotel Adlon, entsteht der Reichtum der menschlichen Empfindungen.
„Seven Senses“: Auch Ästhetik gehört dazu
Tatsächlich ist die Kollektion eine Aufforderung, den Geist zu öffnen und auch mal Gewohntes zu hinterfragen. „Unsere sieben Sinne sind ein Weg, um bestehende Konventionen zu überwinden und eine neue Vielfalt zu leben“, erklärt sie und lässt mal eben die Konturen zwischen Weiblichem und Männlichen verschwimmen. „Genderfluide Kleidung“ nennt sich das Ergebnis. Da gibt es Anzüge Krawatten für die Dame und weit fließende Hosen für den Herrn. Auch wenn manche Besucherin beim ersten Blick auf die ungewöhnliche Kleidung der Männer stutzte – warum eigentlich nicht? Etwas Mut braucht Man(n) allerdings schon dafür.
Dass zwischendrin für einige Minuten Aktivistinnen der „Letzten Generation“ auf den Laufsteg kamen und die Show für eine Protestaktion mit Plakaten nutzten, war nicht geplant, aber Anja Gockel nahm es gelassen: „Ich hätte sie auch so draufgelassen“, erklärte sie. Es sei wichtig, die Welt zu schützen. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit, seit 26 Jahren.“
Spiegelwände und viele spannende Gegensätze
Während am Nachmittag die Winterkollektion „Seven Senses“ gezeigt wurde, war abends Kollektion „Move On“ für den kommenden Sommer dran (die Stücke gibt es seit heute in den Läden). Aber auch hier waren Stücke der „Seven Senses“-Kollektion dabei – die Show wurde zu einer Mischung, die die Gegensätze noch verstärkte. Auch leicht durchsichtige Spiegelwände kamen zum Einsatz. Sie sollen die Unterschiedlichkeit unserer Ansichten und ästhetischen Wahrnehmungen zeigen.
Vorgeführt wurden die Stücke von Tänzerinnen und Tänzern, die pure Ästhetik verbreiteten und bewiesen, dass Anja Gockels Mode alles mitmacht. Allerdings muss man genau hinschauen, um keines der vielen Details zu übersehen: Abnäher, Raffungen, Asymmetrie, Bausch, Volants, Kapuzen und hohe Kragen sind die auffälligsten. Es gibt elegante Knoten in Kaschmirhosen, spannenden Lagenlook und sehr üppige Schnitte, außerdem schräge Kragen, Schleifen und transparente Stoffe, die auch mal über einem Shirt getragen werden. Spannend sind die Gegensätze: hier oversized, dort hauteng, hier verhüllt, dort entblößt, hier schlicht, dort opulent. „Seven Senses“ ist Anja Gockels Aufforderung, auch unseren sieben Sinnen zu folgen.
Kooperation mit dem Label Edelziege
Ich liebe die Strickmodelle, die in Kooperation mit dem Kaschmir-Label Edelziege entstanden sind. Die sommerlichen Kleider mit floralem Muster (aus der Move-On-Kollektion) und den lindgrün-grauen Zweiteiler aus Minirock und Oberteil, die beide auffällige Raffungen haben und zu dem das Model einen langen Mantel und eine kurze Jacke trug (großes Foto). Auch das leicht asymmetrische knallrote Kleid ist ein echter Blickfang. Überhaupt, die Farben: Sie sind beinahe frühlingshaft: Pink und Lavendel, Rosa und Cremeweiß. Dazwischen mogeln sich Schwarz-Weiß-Muster, ein dunkles Blau, Grautöne, Pastell-Prints und Karos in Beige, Pink und Schwarz.
Eindrucksvolle Show für „Seven Senses“
Auffällig wie die Kleidung waren auch Make-up und Frisuren der Models: Die Haare waren zu zwei hohen, leicht unregelmäßigen Zöpfen gebunden, das Make-up hatte mit Schmollmund und bleistiftdünnen Augenbrauen etwas Puppenhaftes. Die eindrucksvolle Show fügt sich ästhetisch wunderbar ein in die elegante Atmosphäre der Lobby des Hotels Adlon, und auch bei der Musik überlässt sie nichts dem Zufall. Valentin Brummer, Model und Musiker, läutete die Show ein und begleitete sie mit starker Stimme und eigenwilligen Rhythmen. Am Schluss gab es begeisterten Applaus – vollkommen zu Recht!

Strick mit Raffinesse bei „Seven Senses“ Foto: Anja Gockel / PR

Lieblingsstück aus der „Seven Senses“-Kollektion Foto: Anja Gockel / PR

Spannende Details an einem Kleid aus der „Seven Senses“-Kollektion von Anja Gockel Foto: Anja Gockel / PR

Bei „Seven Senses“ verschwimmen die Grenzen Foto: Anja Gockel / PR
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