Sie sehen ein bisschen aus wie Tänzer, die sich in Zeitlupentempo bewegen. Oder wie Kämpfer, die einen unsichtbaren Gegner abwehren. Tai-Chi (auch Taijiquan oder Tai-Chi-Chuan genannt) ist ein bisschen etwas von beiden. Und doch viel mehr. Die Bewegungskunst, deren Name übersetzt etwa „Höchste Faust“ bedeutet, ist viele Jahrhunderte alt und stammt aus China. In Asien ist sie ein Volkssport, der in vielen Parks praktiziert wird. Die Menschen, die Tai Chi üben, wollen sich damit geistig und körperlich entspannen.
Tai Chi: Schattenboxen mit fließenden Bewegungen
Typisch sind die fließenden Bewegungen. Mal drehen sich die Arme zur Seite, dann nach vorne und der Körper dreht sich mit. Manche sagen auch Schatten- oder Wasserboxen dazu, und Letzteres passt besonders gut, weil sich die Bewegungsenergien wie Wasser verhalten und Widerstände umfließen. Obwohl Tai Chi als Kampfkunst gilt, ist sein Hauptprinzip die Weichheit – wirklich gekämpft wird nicht.
Die Schlange und der Kranich
Es gibt verschiedene – und unterschiedlich lange – Bewegungsabläufe (Formen genannt), die tatsächlich ein bisschen aussehen wie ein Kampf ohne Gegner. Entstanden sein soll Tai Chi, als ein taoistischer Mönch den Kampf einer Schlange mit einem Kranich beobachtete. Er nahm die geschickten Ausweich-Bewegungen der Schlange und die schlagkräftigen Angriffe des Kranichs wahr und entwickelte daraus die Kampfkunst.
Das Zarte besiegt das Kräftige
Ziel der Kampfkunst ist es, die Kraft des Angreifers ins Leere laufen zu lassen. Das Zarte kann auf diese Weise das Kräftige besiegen. Vielleicht tragen die Übungen auch aufgrund dieser Geschichte so poetische Namen wie „Der weiße Kranich breitet seine Flügel aus“. Nach Kämpfen klingt das wirklich nicht, obwohl Tai Chi sehr effektiv ist.
Bewegungen im Zeitlupentempo
Die Bewegungen werden im Stehen ausgeführt. Sie sind langsam. Mal steht man aufrecht, mal geht man in den Ausfallschritt nach vorn oder zur Seite. Die Arme bewegen sich mal wie beim Boxen im Zeitlupentempo, nach außen oder nach oben.
Abbau von Stress und Spannungen
Die Übenden sollen lernen, nur die Muskeln anzuspannen, die sie für die jeweilige Übung brauchen. Das klingt einfach, aber viele Menschen gehen mit hochgezogenen Schultern, angespanntem Nacken und flacher Atmung durch den Tag – all das wird durch Stress verursacht. Und hat oft Schmerzen zur Folge. Für diese Menschen ist die Kampfkunst eine Herausforderung, denn sie müssen sich sehr auf die Entspannung einlassen. Beim Üben wird ruhig geatmet, die Konzentration fließt allein in die Übungen. Das macht Tai Chi zu einer Art aktiver Meditation, die Stress und Spannungen effektiv abbaut, den Kopf frei macht und den Körper lockert.
Positive Auswirkungen auf die Gesundheit
Es gibt eine Reihe klinischer Untersuchungen, die bestätigen, dass Tai Chi das Herz-Kreislauf-System stärkt, erhöhten Blutdruck senkt, gut fürs Immunsystem und das Gleichgewichtsempfinden ist. Außerdem wird das Schmerzempfinden herabgesetzt und der Körper gekräftigt. Das mit dem Stress löst sich dann fast nebenbei. Wer eine Übungsstunde hinter sich hat, der spürt vielleicht seine Muskeln, aber der Geist ist ganz frei und leicht.
Wo man Tai Chi lernen kann
Man kann Tai Chi mit Hilfe von DVDs oder Büchern lernen, allerdings ist es einfacher, einen Kurs zu belegen. Angebote gibt es zum Beispiel bei Volkshochschulen oder in speziellen Kampfkunst- oder Tai-Chi-Schulen, aber auch in Wellness-Hotels oder -zentren wird es angeboten. Geeignet ist die Bewegung für jeden, der sich dafür interessiert, egal wie alt, gesund oder fit er ist. Unterschätzen sollte man sie aber nicht, denn auch Zeitlupenbewegung kann richtig anstrengend sein!
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