Ich kenne kaum eine Landschaft, die so widersprüchlich ist wie die Toskana. Sie ist gleichzeitig streng und lieblich, mit atemberaubend schönen Orten und einer Weite, in der man sich verlieren kann. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.
Toskana: Zypressenreihen und sanfte Hügel
Wenn man die Landschaft mit den wie Zinnsoldaten aufgereihten Zypressen, den sanften Hügeln und den auf Bergkuppen thronenden Orten sieht, kann man verstehen, dass schon viele Menschen, die sonst eher zur Vernunft neigen, während eines Urlaubes in dieser Region ernsthaft darüber nachgedacht haben, der kühlen mitteleuropäischen Heimat den Rücken zu kehren und sich sofort ein Häuschen auf einem der vielen Hügel zu kaufen.
Landschaften mit Mohn und Zypressen
Aber mal abgesehen davon, dass das schon viele tatsächlich getan und die Immobilienpreise damit ordentlich in die Höhe getrieben haben, wäre es schwer, sich zu entscheiden. Zwischen berühmten Städten wie Florenz und Arezzo, Livorno, Lucca, Pisa und Siena, Inseln wie Elba und den weiten Landschaften der Toskana, die sich zwischen Ligurien, der Emilia-Romagna, den Marken, Umbrien und Latium erstreckt und in der es neben den Zypressenreihen je nach Jahreszeit Meere aus Mohn oder Raps gibt – die Auswahl ist einfach zu groß.
Die Etrusker gaben der Region ihren Namen
Ihren Namen verdankt die Toskana ihren Urbewohnern: Früher siedelte in der Region das antike Volk der Etrusker, an das noch heute unzählige Ruinen erinnern. Die berühmtesten Orte heißen Roselle (ein Vorort von Grosseto, hier kann man im Archäologischen Park die antike Bundesstadt Rusellae besichtigen), Vetulonia (Ortsteil von Castiglione della Pescaia, zu sehen sind die antike Stadt mit Mauer und die Nekropolen) und Savona – hier lohnt sich vor allem ein Besuch des Toma Ildebranda, eines etruskischen Tempelgrabes.
Traumhafte Strände…
Wer nur in die Toskana fährt, um sich irgendwo an den Strand zu legen, der wird das zwar sehr genießen, aber er verpasst sehr viel. Zwar sind die Strände in Talamone, Castiglione della Pescaia, Marina di Pietrasanta oder Forte dei Marmi (um nur einige zu nennen) wunderschön, aber: diese Städte!
… und legendäre Städte
Florenz mit seiner gewaltigen Kathedrale Santa Maria del Fiore, der Brücke Ponte Vecchio, der Piazza della Signorina, den Uffizien, dem Palazzo Pitti und dem Palazzo Vecchio, den Boboli-Gärten und der Accademia di Belle Arti mit dem weltberühmten „David“ von Michelangelo verdient viel Zeit und Muße.
Schiefer Turm und atemberaubende Fresken
Und es geht noch weiter: Pisa, das neben seinem Schiefen Turm viele andere sehenswerte Bauwerke hat, Arezzo mit der Piazza Grande und der Kirche San Francesco (hier sollte man sich unbedingt die atemberaubenden Fresken von Piero della Francesca ansehen) oder Lucca, dessen Piazza dell’anfiteatro wirklich der Innenraum eines römischen Amphitheaters ist.
Besuch in Siena
Zu den besonders schönen Städten gehört auch Siena, dessen Bauten dem Besucher schon mal die Sprache verschlagen können: der Dom, der aus schwarz-weißem Marmor besteht und an Pracht kaum zu überbieten ist, das Pilgerhospiz Ospedale Santa Maria della Scala, der Palazzo Pubblico mit der spektakulären Fassade, dem gewaltigen Turm und der Lage direkt an der berühmten Piazza del Campo. Der Platz ist alljährlich Austragungsort des so legendären wie umstrittenen Palio di Siena, das zu den härtesten Pferderennen der Welt gehört. Es findet zweimal jährlich statt (am 2. Juli und am 16. August).
Vampire und Alabaster in Volterra
Volterra wurde weltweit berühmt, weil einige Szenen aus dem zweiten Teil der Vampirsaga „Twilight“ in der Stadt spielten. Legendär war Volterra aber schon vorher. Es gibt einige etruskische Nekropolen, außerdem den Palazzo dei Priori (1257 vollendet, er ist der älteste Palast der Toskana), die Festung der Medici und viele weitere historische Bauwerke. Im Alabaster-Museum (Ecomuseo dell’Alabastro) erfährt man viel über Volterra als Zentrum der Alabasterverarbeitung.
Machtkämpfe prägten San Gimignano
Einer meiner Lieblingsorte in der Toskana ist San Gimignano. Schon von weitem ist der Anblick spektakulär, und man ahnt sofort, warum der Ort auch als mittelalterliches Manhattan bezeichnet wird: 15 Türme ragen weithin sichtbar über die Dächer der Stadt. Früher waren es 72, und sie alle sind (oder waren) Zeichen der Macht der Familien, die dort einst gelebt haben.
Kuren in Saturnia und Montecatini Terme
Es gibt auch Orte, die ihre Berühmtheit ihrer gesunden Luft verdanken. Oder heilendem Wasser. Montecatini Terme etwa ist eines der berühmtesten Heilbäder in Italien, ein wunderhübscher Ort mit einem historischen Kurhaus und der „funicolare“, einer uralten Standseilbahn, die ins Bergdorf Montecatini Alto fährt. Oder Saturnia bei Manciano, wo sich schon die alten Römer im 37 Grad warmen, schwefelhaltigen Wasser gesund pflegten.
Auszeit im Straßencafé
Aber eigentlich hat beinahe jeder Ort, jede Stadt etwas Besonderes. Schmale Gassen, die bei Sommerhitze Schatten spenden und in denen man in gemütlichen Cafés ganze Tage vertrödeln kann. Steile Straßen, auf denen man die Gebäude ganz oben auf der Bergkuppe erreicht. Weite Blicke übers Land. Und die kleinen Läden, in denen man Olivenöl, Käse, Honig, Gebäck und – natürlich – den feinen toskanischen Wein bekommt.
Legendäre Weine
Namen wie Brunello di Montalcino, Vino Nobile di Montepulciano, Vernacchia di San Gimignano, Morellino di Scansano, Montecucco Sangiovese, Chianti Classico oder Carmignano zergehen auf der Zunge, und wer Zeit hat, der gönnt sich eine Weinprobe in einem von Reben umrankten Gut. Um danach den Kofferraum mit Flaschen zu füllen, die man dann, wieder zuhause, immer dann genießt, wenn man Sehnsucht nach der Toskana bekommt.
Die Küche der Toskana
Überhaupt, genießen! Das kann man in dieser Region besonders gut. Es gibt himmlische Olivenöle, leckere Brote wie Focaccia, feinen Käse wie Pecorino und regionale Spezialitäten wie die Gemüsesuppe Ribollita, Steak nach Florentiner Art (Bistecca alla fiorentina) und die Fischsuppe Cacciucco. Und es gibt süße Leckereien wie Cantucci – Mandelkekse, die steinhart sind, bis man sie in Kaffee oder Vin Santo taucht. Dieser Dessertwein ist auch so eine toskanische Entdeckung: goldfarben, mit einem Duft nach Rosinen, Honig und Vanille – ein Genuss.
Wer einmal in der Toskana geschlemmt hat, der schüttelt den Kopf, wenn mal wieder gesagt wird, wie einfach die toskanische Küche ist. Denn vor allem ist sie eines: höchst kreativ. Und sehr, sehr lecker.
Toskana – Infos
- Anreise: mit dem Flugzeug nach Pisa und Florenz (mehrere Flüge täglich von Deutschland aus). Bahnverbindungen u.a. nach Pisa, Florenz, Siena und Arezzo. Mit dem Auto reist man je nach Abfahrtsort unterschiedlich, es gibt mehrere Wege über die Alpen (kostenpflichtig, in Österreich und der Schweiz benötigt man Vignetten)
- Reisezeit: für Badeurlaub Juni bis September, für Ausflüge etc. Mai/Juni, September und Oktober. Hinweis: Im Winter sind einige Museen geschlossen, auch viele Campingplätze machen dann Pause. Aber für Städtereisen ist der Winter ideal, weil es dann keine Warteschlangen gibt und es in den kleinen Hotels so richtig gemütlich ist. Und wirklich kalt wird es selten in der Toskana!
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