In einer Welt, die sich so rasant bewegt, ist es eine Herausforderung, innezuhalten. Mal nicht drei Dinge gleichzeitig zu tun und dabei noch an zwei andere zu denken. Achtsamkeit nennt man es, wenn man im Hier und Jetzt ist und den Augenblick bewusst wahrnimmt, statt mit den Gedanken meilenweit weg zu sein. Das entspannt nicht nur, sondern steigert auch die Lebensqualität.
Achtsamkeit: Leben im Jetzt
Oft ist es im Leben so: Wir denken voller Sehnsucht an Momente, in denen wir besonders glücklich waren. Oder träumen von einer Zukunft, in der alles besser wird. Vielleicht fürchten wir auch Schlimmes oder hängen traurigen Erinnerungen nach.
Und währenddessen verpassen wir das, was gerade jetzt, in diesem Moment, passiert. Dabei ist die Gegenwart die einzige Zeit, in der wir leben und das Leben gestalten können. Schließlich können wir das, was war und was kommt, nicht beeinflussen.
„Die Vergangenheit ist vorbei”
Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh hat mal gesagt: „Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft ist noch nicht hier. Leben steht uns nur im gegenwärtigen Moment zur Verfügung. Wir lassen unser Bedauern über das Gestern hinter uns, wir lassen unsere Sorgen über das Morgen los und kommen zu uns selbst zurück, um den gegenwärtigen Moment zu berühren.“
Essen, wenn man isst
Achtsamkeit ist leicht. Und gleichzeitig sehr schwer. Denn es geht darum, immer nur eines zu tun. Also essen, wenn man isst, gehen, wenn man geht, sitzen, wenn man sitzt… Viele Menschen sagen jetzt: “Aber das mache ich doch!” Aber tun sie das tatsächlich?
Menschen tun viele Dinge, während sie essen, gehen oder sitzen – telefonieren, Protokolle lesen, die nächste Konferenz planen und einiges mehr. Multitasking nennt man das – und die Chancen stehen gut, dass man irgendwann im Burnout landet, wenn man längere Zeit so lebt.
Den Moment wahrnehmen, ohne zu werten
Wer Achtsamkeit praktiziert, achtet auf den Moment. Er bewertet nichts, sondern nimmt nur wahr. Was auch nicht so einfach ist. Wie oft erwischt man sich dabei, dass man einen Menschen sieht und im Kopf sofort ein Urteil über dessen Figur, Aussehen, Kleidung oder vermeintlichen sozialen Status fällt – und das ist alles andere als achtsam.
Konzentration auf den Atem
In der Achtsamkeitsmeditation lernt man, sich statt auf Gefühle oder Gedanken auf den Atem zu konzentrieren. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen… Am Anfang reicht eine Minute, in der man in entspannter Haltung dasitzt und ausschließlich beim Atmen ist. Später kann man das nach Belieben verlängern.
Die Wahrnehmung wird bewusster
Nach einer Weile stellt man fest, dass man viele Dinge bewusster tut. Man nimmt die Geschmacksnuancen einer Speise wahr, statt sich beim Essen mit der To-Do-Liste des Tages zu beschäftigen (was das Essen zu einer ganz neuen Erfahrung macht), spürt beim Duschen die Tropfen auf der Haut und die Wärme des Wassers. Und beim Spaziergang nimmt man den Wind oder die Sonne wahr.
Geduld und echtes Zuhören
Und es geschieht noch mehr: Man hört seinem Gegenüber wirklich zu, statt mit den Gedanken längst woanders zu sein. Wird geduldiger mit sich und anderen, verzichtet bei Kritik an Partner, Kindern und Kollegen auf aggressive Worte und fühlt sich Stress-Situationen besser gewachsen. Der Puls wird ruhiger und auch das Gedanken-Karussell, mit dem man so lange gelebt hatte, ist verschwunden.
Achtsamkeitstraining mit MBSR
Es ist ein weiter Weg bis zum ruhigen Geist. Aber man kann ihn lernen. Eine bekannte Methode ist das Training MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction), die Stressbewältigung durch Achtsamkeit. Entwickelt wurde es vom amerikanischen Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn (von ihm stammt u.a. das sehr empfehlenswerte Buch Gesund durch Meditation: Das vollständige Grundlagenwerk zu MBSR) und man kann es in achtwöchigen Kursen lernen. Bestandteile sind Body Scan (das mentale “Durchleuchten” des Körpers von den Zehen bis zur Schädeldecke), Yoga und Meditationsübungen. Einige Krankenkassen bezahlen oder bezuschussen diese Kurse, die sehr effektiv sind.
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