Immer der Hexe nach auf dem Harzer Hexenstieg

Von Silke 22. Februar 2019 2 Comments 5 Min. Lesezeit
Hexenstieg, BrockenHexenstieg - Weg auf den Brocken

Wandern ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, den Alltag abzuschütteln. Eine anstrengende noch dazu – jedenfalls, wenn man sich Wege wie den wunderschönen Harzer Hexenstieg aussucht. Der verbindet auf 97 steilen, ebenen, waldigen und weitsichtigen Kilometern die Orte Thale und Osterode, führt vorbei an spektakulären Sehenswürdigkeiten und bringt den Wanderer nicht nur ans Ziel, sondern auch ein Stück zu sich selbst.

Hexenstieg: im Laufschritt oder mit Wanderschuhen

Von Ost nach West oder umgekehrt – in welche Richtung man ihn läuft, muss man selbst entscheiden. Und wie viel Zeit man sich nimmt, ebenfalls. Manche bewältigen ihn mit Laufschuhen an einem Tag, aber um den Hexenstieg so richtig zu genießen, sollte man ein langsameres Tempo vorlegen. Schließlich gibt es viel zu sehen.

Durchs traumhafte Bodetal nach Treseburg

Wer (wie ich) in Thale startet, wandert – geleitet vom Symbol der besenreitenden Hexe – durchs wildromantische Bodetal, das zu den schönsten und gewaltigsten Bachtälern gehört, die ich kenne. Das Flüsschen Bode hat sich tief in die Felsen hineingefressen. Der Weg geht mal ganz dicht am Wasser entlang, wo Wasseramseln nach Beute suchen, mal weit oben am Hang.

Der Fluss ist mal wild, mal ganz sanft

Auf der gegenüberliegenden Seite hängen Kletterer in den Seilen, tief unter ihnen brodelt der Fluss, der etwas weiter hinten ganz sanft und gemächlich dahinfließt. Der wunderschöne, teilweise ziemlich steile Weg führt über Treseburg bis Altenbrak. Dort hat man die Wahl zwischen der „Südroute“ über Hasselfelde oder man wandert über Rübeland weiter. Der Hexe übrigens begegnet man überall – nicht nur an den Wandersymbolen. Die Harzer lieben ihr Maskottchen und stellen, setzen oder hängen es in Fenster und Vorgärten, und das nicht nur in der Walpurgisnacht.

Aufstieg auf den Brocken

In Königshütte treffen beide Routen wieder aufeinander. Ein Stück weiter schon gibt es eine zweite Alternativroute über Elend, Braunlage und Sankt Andreasbert zum Torfhaus. Aber was wäre eine Harz-Wanderung ohne den berühmtesten Berg, den Brocken? Wer die Hauptroute über Drei Annen Hohne wählt, der hat allerdings einiges vor sich, denn der legendäre Berg ist stolze 1142 Meter hoch.

Virtueller Hexenflug und ziemlich viel Wind

Oben kann es auch im Hochsommer eisig kalt werden. Wanderer stemmen sich gegen den immerwährenden Wind und genießen es, mal so richtig durchgepustet zu werden. Um sich dann im Windschatten des Brockenhauses etwas aufzuwärmen.

Ausstellung über Harz-Geschichte und Kalten Krieg

Drinnen informiert eine Ausstellung über die Natur und die Geschichte des Harzes und über die Gebäude, die während des Kalten Krieges auf dem Brocken standen. Natürlich gibt es auch einen Abstecher zu den Sagen und Mythen des Harzes – Höhepunkt ist ein virtueller Hexenflug um den Brocken.

Wo schon Heine und Goethe wanderten

Der Berg, der sich gern in Nebel hüllt, war schon vor Jahrhunderten ein Ziel von Wanderern. Heinrich Heine soll den Brocken von Ilsenburg aus besucht und in seiner „Harzreise“ darüber geschrieben haben (der traumhafte Wanderweg, den Heine vermutlich gegangen ist, wurde nach ihm benannt). Und Johann Wolfgang von Goethe war auch da – er ist Namenspate für den Weg zwischen Brocken und Torfhaus.

Weiter Blick und eine pfeifende Brockenbahn

Auf dem Gipfel, wo es auch noch ein Hotel, ein Café und einen kleinen Botanischen Garten gibt, herrscht im Sommer Hochbetrieb. Kein Wunder – von oben aus hat man (wenn sich der Nebel lichtet) eine herrliche Weitsicht in alle Richtungen. Und ein Stück weiter in Richtung Torfhaus erzählen krüppelige Fichten von den harten Lebensbedingungen am Gipfel.

Zwischendurch ertönt das schrille Pfeifen der Brockenbahn. Das historische Fahrzeug wird mit Dampf betrieben und schnauft mehrmals täglich von Drei Annen Hohne auf den Gipfel.

Zahnstocher-Fichten neben dem Weg

Noch ein Foto – von der Bahn, vom Gipfel, von den Mitwanderern – und weiter geht es, diesmal bergab auf dem Goetheweg Richtung Torfhaus. Die Landschaft ist eindrucksvoll. Abgestorbene Fichten ragen wie Zahnstocher in den Himmel – das harte Klima und der Borkenkäfer haben ihnen zugesetzt. Aber rundherum regt sich schon neues Leben und zeigt eindrücklich, wie gut die Natur darin ist, zu regenerieren. Wenn man sie lässt.

Eindrucksvolles Oberharzer Wasserregal

Neben dem Weg sieht man Wassergräben (sie sind Teil des Unesco-Naturerbes Oberharzer Wasserregal) und Moospolster, und kurz vor der Siedlung Torfhaus erstreckt sich das Große Torfhausmoor, das seinem Namen wirklich alle Ehre macht: Es ist ein etwa 30 Hektar großes Regenmoor. Dass es bis 1786 als Torflieferant genutzt wurde, ist heute beinahe vergessen, allein der Ortsname Torfhaus erinnert noch daran.

Und gleich nochmal von vorn

Die nächsten Stationen sind Altenau, Buntenbock und Lerbach – weite Blicke, tiefe Wälder und hübsche Orte inklusive. Und wer dachte, 97 Kilometer seien ja doch ganz schön viel, der steht bald staunend an den ersten Häusern von Osterode. Und würde die Strecke am liebsten gleich noch einmal gehen. Diesmal in die andere Richtung…

Harzer Hexenstieg – Infos

Infos zur Walpurgisnacht: www.harzinfo.de/veranstaltungen/walpurgis-im-harz.html

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2 Comments

  1. Lisa sagt:

    Hallo Silke,
    ja, auf dem Brocken ist immer unendlich viel los, meist immer dann, wenn wir mal frei haben und Zeit für eine längere Wanderung wollen wirklich alle hoch (kein Wunder, ist ja auch schön). Bald ist auch wieder Walpurgis.;)
    Viele Grüße aus dem Harz, Lisa

    1. Silke sagt:

      Liebe Lisa,
      ja, es ist wirklich schön, und man kann immer wieder hochwandern. Ich komme leider nicht mehr so oft dazu, weil ich seit vielen Jahren in Berlin wohne, aber es zieht mich immer wieder zurück in den Harz.
      Liebe Grüße von Silke

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