Besuch im Zisterzienserkloster Walkenried

Von Silke 29. Mai 2021 Kommentare 5 Min. Lesezeit
Die Klosterruine Walkenried Foto: Irene Lehmann / PixelioDie Klosterruine Walkenried Foto: Irene Lehmann / Pixelio

Im Städtchen Walkenried am Südrand des Harzes kann man in die Vergangenheit reisen. Sie beginnt hinter der Pforte der historischen Klosteranlage, die vollkommen zu Recht zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Auch wenn einige der Bauwerke nur noch Ruinen sind, lohnt sich ein Besuch sehr. 

Walkenried: Kloster der Zisterzienser

Zisterzienser-Mönche erbauten das Kloster 1129. Und nicht nur das: Die Sumpflandschaft um das Kloster herum verwandelten sie in ein Teichgebiet mit 365 Gewässern – für jeden Tag des Jahres einen. 50 sind heute noch erhalten, als Teil des Naturschutzgebietes Priorteich/Sachsenstein. Sie werden als Fischteiche genutzt. 

Die Klosterkirche ist eine Ruine

Das eigentliche Meisterwerk der Mönche aber war das Kloster selbst. Zu dem Komplex gehören die nur noch als Ruine erhaltene Klosterkirche und mehrere teilweise sehr gut erhaltene Klostergebäuden. Im Klausurgebäude wurde 2006 ein Museum eingerichtet. Seit 2010 ist die Anlage Teil des Unesco-Welterbes Oberharzer Wasserwirtschaft.

Einst war es eine sehr reiche Abtei

Walkenried war das dritte Zisterzienser-Kloster im deutschsprachigen Raum. Gestiftet wurde es von Adelheid von Walkenried, die bei einer Pilgerreise Mönche des Ordens getroffen und ihnen Land angeboten hatte. Den Mönchen gefiel es, dass das Land dicht am Bach Wieda und in sicherem Abstand zu Orten lag. 1129 begann der Bau des Komplexes. Im 13. Jahrhundert gehörte das Kloster zu den reichsten des gesamten Ordens. 100 Mönche und 200 Laienbrüder lebten zeitweise im Kloster Walkenried.

Niedergang ab dem 14. Jahrhundert 

Die Mönche besaßen Berg- und Hüttenwerke im Harz und sie waren technisch geschickt genug, um Wasserkraft für den Bergbau zu nutzen. Doch mit der Krise des Harzer Bergbaus, verbunden mit der Pest, kam im 14. Jahrhundert der Niedergang des Klosters. Dessen Belegschaft schrumpfte irgendwann auf zwölf Mönche und einen Abt. Und es kam noch schlimmer: 1525 stürmten Bauern während des Bauernaufstands das Kloster stürmten und verursachten schwere Schäden. Die meisten Mönche flüchteten, einige traten zum Protestantismus über. Trotzdem vergingen noch über 100 Jahre, bis das Kloster 1648 aufgelöst wurde.

Fast wäre der Komplex zerstört worden

Die Gebäude erlebten danach eine wechselhafte Zeit. Eine Zeitlang waren sie Lateinschule, aber als sie auszog, begann der Verfall. Die Kirche wurde zum Steinbruch. Und inzwischen wäre vermutlich nichts mehr übrig vom Kloster, wenn nicht 1817 die weitere Zerstörung verboten worden wäre. Mehr noch: Es wurde damit begonnen, einzelne Bereiche im Kreuzgang und der Klausur zu restaurieren.

Heute ist die Anlage im Besitz der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, Träger ist der Landkreis Göttingen, der das Kloster seit 1977 saniert hat.

Eindrucksvolle Basilika

Man kann nur noch ahnen, welche Dimensionen die gotische Kirche, eine dreischiffige Basilika, einmal hatte. Erbaut wurde sie von 1209 bis 1290 – ein gewaltiges Gotteshaus mit über 90 Metern Höhe. Heute ist sie nur noch eine Ruine (siehe Foto), aber eindrucksvoll ist sie immer noch.

Gotischer Kreuzgang

Einige Gebäude sind noch sehr gut erhalten. Dazu gehören zum Beispiel das 1330 vollendete Klausurgebäude und der wunderschöne gotische Kreuzgang. Wenn Sie einen Rundgang über das Gelände machen, sollten Sie sich aber auch das Wahrzeichen des Klosters ansehen: den nördlichen doppelschiffigen Flügel mit seinem eindrucksvollen Kreuzrippengewölbe, außerdem das Brunnenhaus, den Brüder- und den Kapitelsaal.

Sogar einiges der ursprünglichen Ausstattung ist erhalten, darunter zwei gotische Madonnenfiguren, eine Altarretabel (Tafelaufsatz), eine Holzkanzel, ein Epithaph (Grabinschrift an einer Kirchenwand) und eine Piszine, ein Ausgussbecken zur Reinigung liturgischer Geräte.

Besuch im Zisterzienser-Museum

Natürlich sollten Sie das Zisterziensermuseum im Klausurgebäude ansehen. Dort machen Sie sich auf eine Zeitreise in den Alltag der Mönche. Die interaktive Ausstellung zeigt, dass die einstigen Bewohner nicht nur sehr gläubige Christen waren, sondern auch geschickte Geschäftsleute. Wer mag, leiht sich einen Audio-Guide und spaziert dann durch das Museum.

Hörenswert: Konzerte im Kreuzgang

Etwas ganz Besonderes sind die Führungen bei Kerzenschein, die alljährlich zwischen September und April stattfinden, außerdem gibt es regelmäßig Kreuzgang– und Kreuzgarten-Konzerte (aufgrund von Corona vermutlich erst wieder 2022). Ein Klostermarkt immer am letzten September-Wochenende (auch erst wieder 2022)  lockt nicht nur Ordensgemeinschaften an, sondern auch Neugierige, die klösterliche Erzeugnisse lieben. Teil des Klosters ist die von den Mönchen erschaffene Teichlandschaft, die man besichtigen kann.

Gipssteinbrüche und Karstlandschaft

Nicht nur das Kloster, auch Walkenried selbst ist sehenswert: Die zweite Sehenswürdigkeit des Luftkurortes ist die Gipskarst-Landschaft. Im gleichnamigen Naturschutzgebiet gibt es mehrere historische Gipssteinbrüche, Teiche und das Waldgebiet Pfaffenholz. Naturliebhaber können hier seltene Tiere und Pflanzen sehen.

Karstwanderweg und Baudensteig

Wanderer zieht es zum Karstwanderweg, der durch die reizvolle Landschaft führt. Er ist 233 Kilometer lang und führt von Förste bis Pölsfeld, immer am südlichen Harzrand entlang. Ein roter Querbalken auf weißem Grund mit einem weißen K darin weist den Weg. Infos: www.karstwanderweg.de. Auch der Baudensteig ist ein sehr schöner Weg, den man von Walkenried aus wandern kann. Auf 100 Kilometern Länge führt er bis Bad Grund, und seinen Namen verdankt er den Gaststätten („Bauden“), an denen er vorbeiführt. Info: www.harzerbaudensteig.de.

Walkenried – Infos für den Besuch

  • Anreise: A 38 bis Ausfahrt Großwechsungen, B243 bis Abzweig Walkenried
  • Adresse Kloster: Steinweg 4a (Weg beschildert)
  • Öffnungszeiten: Di-So, 10-17 Uhr (Mo außer feiertags und am 24. Dezember geschlossen, 31. Dezember: 10-15 Uhr). Bitte Corona-Regelungen beachten
  • Eintritt: 6, Kinder bis 16 J, Studenten und Azubis 4 Euro, Kinder bis 6 J. frei; Familien 10 Euro
  • Führungen: Audio-Guide im Eintrittspreis inbegriffen; Standardführung (eine Std.) 8 Euro – zurzeit nur mit Voranmeldung 
  • Angebote: Klostercafé, Shop, Museum
  • Veranstaltungen: Kreuzgangkonzerte, Klostermarkt
  • Kloster Walkenried im Internet: www.kloster-walkenried.de

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